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Berlin: Bezirk klagt auf Herausgabe von Denkmalsresten - Pläne für Wiederaufbau

Genau 75 Jahre stand das Sportdenkmal an der Grünauer Regattastrecke, dann wurde es auf Anordnung der DDR-Regierung geschleift. Doch noch in diesem Jahr könnte ein neues Denkmal an der alten Stelle entstehen.

Genau 75 Jahre stand das Sportdenkmal an der Grünauer Regattastrecke, dann wurde es auf Anordnung der DDR-Regierung geschleift. Doch noch in diesem Jahr könnte ein neues Denkmal an der alten Stelle entstehen. Dies plant Köpenicks Sportstadtrat Dirk Retzlaff (PDS): "Wenn im Juli in Grünau die Deutsche Meisterschaft im Rudern stattfindet, kann mit einem ersten Spatenstich der Auftakt für ein neues Sportwahrzeichen beginnen." Es sollte wie früher am Langen See an der 1000-Meter-Marke der Regattastrecke stehen.

Retzlaff lässt derzeit einen Entwurf vorbereiten. Er selbst möchte allerdings keine Nachbildung des Originals, das einmal aus 310 Findlingen bestand, auf denen sich Sportvereine aus ganz Deutschland verewigt hatten. Retzlaff favorisiert vielmehr eine Konstruktion mit vielen Vereinsschildern. Schon vor Jahren hat er an sämtliche deutsche Sportverbände geschrieben und nach eigener Aussage zahlreiche Zusagen für "Schilderspenden" erhalten. Das Besondere dieses Projekts besteht darin, es ständig weiterzuentwickeln: "Nach und nach können sich dann immer mehr Vereine mit ihrem Schild verewigen", sagt der Stadtrat.

Allerdings ist Retzlaff nicht der Einzige, der sich Gedanken um das Denkmal macht. Bereits seit zehn Jahren engagiert sich der Leiter des Grünauer Wassersportmuseums Werner Philipp dafür. Er hat nicht nur zusammen mit dem Historiker Udo Gentzen historische Fakten zusammengetragen, sondern auch elf Findlinge aufgespürt. Sie sind der Öffentlichkeit zugänglich - bis auf vier, die sich ein Sportfreund für seinen Garten organisiert hat und auch behalten will. Deshalb plant das Bezirksamt jetzt eine Klage. "Die Steine sind Eigentum des Landes Berlin", sagte Stadtrat Retzlaff.

Der Präsident des Landessportbundes, Manfred von Richthofen, begrüßt die Köpenicker Initiative und rief im Herbst 1999 eine Arbeitsgruppe zum Sportdenkmal ins Leben. "Wir erwarten, dass sich das Land Berlin und die Bundesregierung auf die Finanzierung von Fundament und Statik verständigen", sagte er. Die Mitglieder der AG - Historiker, Architekten und Sportinteressierte - entwickeln gerade Strategien für ein neues Wahrzeichen. "Wir sind erst ganz am Anfang", sagte Architekt Tim Heide. Von dem gleichzeitig in Köpenick vorbereiteten Projekt wisse er allerdings noch nichts.

Auch Werner Philipp hat in den vergangenen Jahren seine privaten Entwürfe zu Papier gebracht. Interessierten Museumsbesuchern zeigt der pensionierte Lehrer diese Skizzen gern. Treptower Schüler beschäftigten sich ebenfalls mit diesem Thema und fertigten mehrere Modelle, die im Museum an der Regattatribüne zu sehen sind. Unklar bleibt nach den umfangreichen Recherchen, wo die DDR-Regierung einst die Denkmalsteine hinbringen ließ. Entfernt wurden sie 1973, weil offensichtlich den damaligen Oberen die Schriftzüge der bürgerlichen Klubs, einige mit Namen ehemals deutscher Städte wie Danzig, ein Dorn im Auge war. Eingeweiht wurde das Original am 12. Juni 1898, zu Ehren des zehn Jahre zuvor verstorbenen ersten deutschen Kaisers Wilhelm I. Der Entwurf stammte von Bodo Ebhardt.

Steffi Bey

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