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Nicht immer ist das Zusammenleben von Radfahrern und Kitesurfern auf dem Tempelhofer Feld so unproblematisch wie hier.
© Thilo Rückeis

Unfall zwischen Radfahrer und Kitesurfer in Berlin: Besucher wollen keine Abgrenzung auf dem Tempelhofer Feld

Am Sonnabend stürzte ein Radfahrer auf dem Tempelhofer Feld durch den Schirm eines Kitesurfers und wurde lebensgefährlich verletzt. Stammbesucher plädieren für mehr gegenseitige Rücksicht.

Die Sonne strahlt am Himmel, ein paar Radler und Jogger drehen einsam ihre Runden, Spaziergänger schlendern mit ihren Hunden über das Rollfeld – am Montagmittag ist es nur schwer vorstellbar, dass sich auf dem Tempelhofer Feld Unfälle wie am Sonnabend ereignen können. Bei einem Überholvorgang war der Schirm eines Kitesurfers über einem Radfahrer zusammengebrochen. Der 64-jährige Mann stürzte von seinem Fahrrad und musste mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen operiert werden.

„Gott sei Dank gibt es hier sonst nicht viele schwere Unfälle. Das Miteinander funktioniert eigentlich ganz gut“, sagt Bettina Riese, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit bei Grün Berlin. Die Firma verwaltet das Tempelhofer Feld und registriert immer wieder kleinere Zwischenfälle. Auch wenn es Anfang Oktober bereits einen Zusammenprall zwischen einem Radfahrer und einem Skater gegeben habe, sieht Riese kein generelles Problem.

Immer wieder schwarze Schafe

Das bestätigt Tim Retzlaff von der Berliner Kiteschule. „Wenn bei gutem Wetter 100 oder 200 Kiter auf dem Feld sind, gibt es immer ein, zwei schwarze Schafe, die sich nicht an die Regeln halten“, sagt Retzlaff, „das ist wie im Straßenverkehr“. Wie es genau zu dem Unfall kam, kann sich der Kitelehrer nicht erklären.

Jedoch könne es durch den unbeständigen Wind schon mal passieren, dass der Schirm plötzlich aus der Luft falle. Problematisch sei zudem, dass einige Anfänger die Regeln nicht kennen und dadurch andere Besucher gefährden. „Wenn es richtig voll ist, sollte man erst gar nicht auf der Start- oder Landebahn fahren, weil der Sicherheitsabstand viel zu gering ist“, fordert Retzlaff.

Stammbesucher gegen Abgrenzungen einzelner Bereiche

Auch Rennradfahrer Marc Czichy sieht im Andrang an den Wochenenden das größte Problem. „Wer richtig schnell fahren will, sollte unter der Woche oder morgens kommen“, sagt Czichy. Von dem Unfall hatte er noch nicht gehört, die schwere Verletzung schockiere ihn aber.

Gerard Kopczinski arbeitet seit über fünf Jahren beim Segway-Verleih auf dem Tempelhofer Feld und plädiert für mehr Rücksichtnahme.
Gerard Kopczinski arbeitet seit über fünf Jahren beim Segway-Verleih auf dem Tempelhofer Feld und plädiert für mehr Rücksichtnahme.
© Julian Graeber

Drastische Maßnahmen wie das Abgrenzen ganzer Bereiche sieht aber niemand als sinnvolle Lösung. „Das würde nicht helfen und wäre auch gar nicht durchsetzbar“, sagt Gerard Kopczinski von der Segway-Vermietung am Rande des Feldes. Gerade an den Wochenenden seien gelegentlich Krankenwagen auf dem Feld zu sehen, wobei nur selten Zusammenstöße mehrerer Verkehrsteilnehmer die Ursache seien. „Das passiert vielleicht vier, fünf Mal im Monat“, schätzt Kopczinski. Die Polizei hatte 2015 bis Sonnabend erst zwei Unfälle registriert. Beide Male handelte es sich um Radler, die leichte Verletzungen erlitten.

Kurzfristig werde sich auf dem Tempelhofer Feld nichts ändern, sagt Riese. Noch läuft nach dem erfolgreichen Volksentscheid im Mai 2014 die Arbeit am Entwicklungs- und Pflegeplan (EPP). Dieser wird dem Abgeordnetenhaus im Dezember vorgelegt. „Dieser Unfall wird im EPP sicherlich auch eine Rolle spielen“, sagt Riese.

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