Antrag aus Marzahn-Hellersdorf: Berlins SPD erwägt wieder Bebauung des Tempelhofer Felds
Weil der Druck auf den Berliner Wohnungsmarkt auch die Außenbezirke erreicht, fordert ein SPD-Antrag die Randbebauung des Tempelhofer Felds.
Fast 20 Kilometer sind es von Mahlsdorf im Osten Berlins bis zum Tempelhofer Feld. 40 Autominuten – wenn es unerwartet gut läuft. Weit weg also, trotzdem interessiert sich die SPD in Marzahn-Hellersdorf für das über 300 Hektar große Gelände. In einem jüngst vom Bezirksverband verabschiedeten Antrag fordern die Genossen eine Randbebauung und Aufwertung des Tempelhofer Feldes.
Um der Wohnungsnot gegenzusteuern, sollen Wohnungen entstehen, zur Hälfte sozialer Wohnbau. Außerdem sieht der Antrag, der auf dem Landesparteitag im November behandelt wird, vor, Bäume und Sträucher auf dem Feld zu pflanzen, Sitz- und Sportmöglichkeiten zu schaffen und die Wohnungen in das Gesamtverkehrskonzept einzubinden.
"Verdichtung nicht nur in Außenbezirken"
„Wir brauchen mehr Wohnraum in der gesamten Stadt, Verdichtung darf nicht nur in den Außenbezirken stattfinden“, sagt der stellvertretende Kreisvorsitzende und SPD-Abgeordnete Sven Kohlmeier. Er sieht durch den wachsenden Druck auf den Wohnungsmarkt in der Innenstadt Verdrängungsmechanismen in die Außenbezirke. Längst steigen aber auch dort die Mieten. „Innen- und Außenstadtbezirke entfernen sich immer weiter“, sagt Kohlmeier und meint damit die Anbindung, Teilhabe und unterschiedliche Lebensrealitäten. „Bei mir beschweren sich Bürger, dass wir kein Freibad im Bezirk haben, und mitten in der Stadt gibt es Platz zum Kitesurfen“, sagt Kohlmeier. Den Antrag will er als Debattenbeitrag verstanden wissen.
"Inhaltlich unterstütze ich diesen Antrag", sagte der SPD-Abgeordnete Jörg Stroedter und ergänzte: "Aus politischen Gründen würde ich das Feld momentan aber nicht bebauen." Grüne und Linke haben auch eine teilweise Randbebauung des Tempelhofer Feldes immer wieder abgelehnt. Stroedter hat seinen Wahlkreis in Reinickendorf und unterstützt dort die Schließung des Tegeler Flughafens. Auch dort sollen dann Wohnungen gebaut werden, vergleichen will er Tegel und Tempelhof trotzdem nicht.
Müller denkt über Bebauung in kommender Wahlperiode nach
Erst in der vergangenen Woche hatte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) bei einer Veranstaltung der IHK über eine mögliche Randbebauung in der nächsten Wahlperiode nachgedacht. Für den Tempelhofer Müller eine alte Wunde: 2014 stoppte ein Volksentscheid seine Baupläne für das Feld als damaliger Stadtentwicklungssenator.
Für die SPD in Marzahn-Hellersdorf ist der Volksentscheid jedoch keine Verpflichtung für immer, wie der Anwalt Kohlmeier feststellt: „Juristisch ist ein Volksgesetz wie ein Parlamentsgesetz jederzeit änderbar.“