Daniela Augenstein: Berlins Senatssprecherin wird in Ruhestand versetzt
Seit August gab es Gerüchte über ein Zerwürfnis zwischen dem Regierenden Bürgermeister und der Senatssprecherin. Zwei Tage nach der Wahl nun geht Daniela Augenstein.
Die Senatssprecherin Daniela Augenstein wurde heute vom Senat in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Das sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) in der Pressekonferenz nach der Senatssitzung. Damit bestätigte er einen entsprechenden Tagesspiegel-Bericht vom Vormittag.
Seit August war in SPD-Kreisen kolportiert worden, dass es zwischen Müller und seiner bis dahin engen Vertrauten zu einem schweren Zerwürfnis gekommen sei. Dem Vernehmen nach hatte Müller seiner Sprecherin schon vor geraumer Zeit mitgeteilt, dass er sie nur bis zur Abgeordnetenhauswahl am 18. September behalten will.
Michael Müller: "Ich danke ihr"
Offiziell wird Michael Müller in einer Senatsmitteilung (offizielle Wortwahl: "Augenstein verlässt Senatskanzlei") kurz und knapp so zitiert: "Ich danke Frau Augenstein für ihre langjährige Tätigkeit als Sprecherin und wünsche ihr für die Zukunft viel Erfolg und alles Gute."
Und wer wird jetzt Nachfolger?
Eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger wird voraussichtlich erst bestimmt, wenn die Koalitionsverhandlungen und die Regierungsbildung abgeschlossen sind. Offenbar war Müller mit der Öffentlichkeitsarbeit des Senats seit längerem nicht mehr zufrieden. Außerdem soll es Konflikte zwischen Augenstein und dem SPD-Wahlkampfteam gegeben haben.
Augenstein war seit 2009 Sprecherin der Berliner SPD, die damals von Müller geführt wurde. Als der Landes- und Fraktionschef der Sozialdemokraten 2012 als Senator in die Stadtentwicklungsbehörde wechselte, nahm er sie als Pressereferentin mit.
Wieder zwei Jahre später folgte sie Müller als Senatssprecherin ins Rote Rathaus. Vor dieser Karriere in der Landespolitik war die Sozialdemokratin schon einige Jahre in der Pressestelle der SPD-Bundeszentrale tätig, auch während der Bundestagswahlkämpfe.
Sie nahm den großen Jahresurlaub kurz vor der Wahl
Dass die als „Parteisoldatin“ und erfahrene Wahlkämpferin bekannte Augenstein ausgerechnet in den entscheidenden Wochen vor der Wahl Urlaub machte, hatte im August nicht nur die Genossen irritiert. Es war der erste große Jahresurlaub, ansonsten gönnte sie sich seit Jahresbeginn nur gelegentlich ein paar freie Tage. Am 17. August hatte sie sich für zehn Tage aus dem Dienst verabschiedet. Doch aus dem Urlaub heraus beantragte sie dem Vernehmen nach ihren gesamten Resturlaub. Medienberichte über das mögliche Ende der Dienstzeit von Augenstein wurden noch am 26. August in einer Presseerklärung der Senatskanzlei als "absurde Spekulationen" bezeichnet. Die "Frau Staatssekretärin" befinde sich im Urlaub, am 12. September werde sie wieder ihren Dienst antreten. "Wir freuen uns auf ihre Rückkehr", teilte die Senatskanzlei mit. Eine Woche vor der Wahl kam Augenstein tatsächlich wieder, trat aber öffentlich kaum noch in Erscheinung.