60 Fragen zum BER: Berlins Politik erhöht den Druck auf den Flughafenchef
Mit dem geplanten Start im Jahr 2020 wird es eng, offene Fragen will der Untersuchungsausschuss klären. Wie reagiert Engelbert Lütke Daldrup?
So einig ist sich die Politik selten in Berlin: Das Abgeordnetenhaus will sich nun selbst Klarheit verschaffen, ob der unvollendete neue Flughafen BER tatsächlich im Oktober 2020 in Betrieb gehen kann. Der laufende BER-Untersuchungsausschusses wird deshalb nun auch die akuten aktuellen Probleme auf der Baustelle und die drohende nächste Verschiebung des Starts ins Visier nehmen: Oppositionelle CDU, FDP und die rot-rot-grünen Koalitionäre haben sich jetzt auf einen umfangreichen Beschlussantrag mit über 60 Detailfragen zur Lage und Hintergründen am BER für die dafür nötige Erweiterung des Untersuchungsauftrags geeinigt.
Flughafenchef hält am BER-Start 2020 fest
Es werde eng, heißt es im Aufsichtsrat und Gesellschafterkreisen. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup wiederum hält weiter eisern am geplanten BER-Start im Oktober 2020 fest. Am Mittwoch teilte die Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) mit, dass eineinhalb Jahre vor dem Start jetzt „die räumliche Verteilung der einzelnen Fluggesellschaften auf die Terminals“ begonnen hat, es für die Großen inzwischen Klarheit gibt: Lufthansa und Easyjet ziehen ins BER-Hauptgebäude (T1), Eurowings in das im Bau befindliche neue Terminal (T2) am Nordpier, während Ryanair am Alt-Airport in Schönefeld bleibt, der wegen mangelnder BER-Kapazitäten noch einige Jahre parallel in Betrieb bleiben muss.
Die Verteilung der weiteren rund 80 Airlines folge in den kommenden Wochen, hieß es. Lütke Daldrup erklärte: „Wir brauchen diese lange gemeinsame Vorbereitungsphase, um vom ersten Tag an eine gute Servicequalität zu haben.“
Eröffnungstermin hängt an Brandmeldeanlage und Mängeln
Ob der Termin 2020 aber tatsächlich gehalten werden kann, wird sich diesen Sommer entscheiden. Es hängt davon ab, ob bis dahin die immer noch störanfällige Brandmeldeanlage sicher funktioniert und rund 11 000 gravierende Mängel an Kabeln der Sicherheitssysteme (Stand März) rechtzeitig beseitigt werden können. So müssen spätestens im Juni im Hauptpier die Wirk- und Prinzipprüfungen aller Sicherheitstechniksysteme (Entrauchung, Brandmeldung, Notfallwarnsystem) beginnen und ohne neue Hiobsbotschaften bis September beendet werden, um den BER im Oktober 2020 eröffnen zu können.
Bislang darf der Berliner BER-Untersuchungsausschuss zur „Aufklärung der Ursachen, Konsequenzen und Verantwortung für die Kosten und Terminüberschreitungen des im Bau befindlichen Flughafens Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER)“ nur Missstände bis zum 28. Juni 2018 untersuchen, also bis zu dem Datum, als das Gremium damals eingesetzt wurde. Der Auftrag war damit noch auf Hintergründe der letzten Verschiebung des BER-Starts im Jahr 2017 auf Oktober 2020 reduziert.
Früher oder später werden wir erfahren, was da los ist. Ich würde mir aber bei öffentlichen Bauten deutlich mehr Transparenz wünschen.
schreibt NutzerIn Dragonfighter
Termineinhaltung fraglich
Doch inzwischen ist auch dieser Starttermin wieder im Rutschen, wie zuletzt ein im Tagesspiegel publik gemachter Prüfbericht des TÜV Rheinland vom 8. März zum nach wie vor mangelhaften Zustand vieler sicherheitsrelevanter Anlagen im Terminal belegte. Darin war sogar von noch teilweise nötigen Rückbauten die Rede, um Mängel überhaupt beseitigen zu können.
Genau darüber verlangt der Untersuchungsausschuss Klarheit, und auch, in welchem Ausmaß am BER „Zulassungen im Einzelfall“ praktiziert werden. Auf diesem Weg versucht die Flughafengesellschaft aktuell wieder das Problem mit tausenden Dübeln aus Plastik oder unzureichender Verankerung zu lösen, mit denen Sicherheitskabel mit „Funktionserhalt“ befestigt wurden, die auch im Brandfall halten müssen. Kritische Fragen finden sich im Antrag auch zur Rolle des TÜV Rheinland, der nach jetzigem FBB-Fahrplan im September 2019 zertifizieren soll, dass die Technik im BER sicher funktioniert.
Der BER-Count-Up – immer im Tagesspiegel-Checkpoint
Seit der abgesagten Eröffnung im Jahr 2012 zählt Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt mit, wie viele Tage schon vergangen sind - Morgen für Morgen, immer kurz nach 6 Uhr, immer im neuen Tagesspiegel-Checkpoint. Wo Berlin gerade steht? Hier geht es zum Tagesspiegel-Checkpoint.