Weiterhin heitere Aussichten: Berlins Flüsse und Bäume leiden unter der Wärme
Der Frühling war bisher viel zu warm und zu trocken. Was Ausflügler freut, macht der Natur stark zu schaffen.
Das Wetter ist und bleibt vorerst perfekt, um ins Grüne zu fahren. Die Frage ist aber, wie lange das Grüne noch grün bleibt: Größerer Regen ist nicht in Sicht; allenfalls zum nächsten Wochenende hin kann es Schauer geben. Oder eben auch nicht. Nach Auskunft von Jens Bonewitz vom Wetterdienst Meteogroup hat es seit Jahresbeginn in und um Berlin etwa ein Drittel weniger geregnet als im langjährigen Mittel.
Damit verfestigt sich ein Trend, den Meteorologen seit Jahren beobachten: Vor allem die Frühjahre sind auffallend trocken. In den Jahren 2014 bis 2016 wurde das Defizit auch später nicht mehr aufgeholt; am Jahresende fehlten jeweils etwa 100 der in Berlin üblichen knapp 600 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Die Ausnahme war 2017, das ebenfalls viel zu trocken begann, bevor es ab Ende Juni dank heftiger Güsse lokal sogar Regenrekorde einstellte.
Dahme und Spree schwächeln schon
In diesem Jahr kommt zur Trockenheit die ungewöhnliche Wärme. Der April war mehr als fünf Grad wärmer als im langjährigen Mittel, der Mai bisher zweieinhalb. Die Wärme trocknet die Böden aus. Auch der Wassernachschub durch die Flüsse wird bereits spärlicher. Normalerweise bringen Havel und Spree im Mai jeweils gut zwölf und die Dahme knapp zehn Kubikmeter Wasser pro Sekunde nach Berlin. Vergangene Woche führte nur die Havel noch knapp ihre übliche Wassermenge. Bei der Spree waren es weniger als drei Viertel und an der Dahme nicht einmal mehr die Hälfte des Solls.
Für die Wasserversorgung Berlins ist die Trockenheit akut kein Problem, zumal es schon vor Jahrzehnten mehrfach lange Trockenphasen gab und der Wasserbedarf der Stadt trotz eines leichten Aufwärtstrends noch weit unter der Menge liegt, die vor der Wende gefördert wurde. Auf lange Sicht ist die Trockenheit aber ungünstig, weil sich weniger Grundwasser neu bildet und weil der Anteil jenes Wassers, das – zwar ziemlich gut gereinigt, aber eben doch nicht völlig sauber – aus Klärwerken in die Gewässer fließt, zunimmt.
Zu trocken für Straßenbäume
Außerdem sinkt vor allem an den höher gelegenen Stadträndern – also im Norden auf dem Barnim und im Südwesten auf der Teltow-Hochfläche – der Grundwasserspiegel, was für die Natur problematisch ist: Kleinere Bäume erreichen dann mit ihren Wurzeln kaum noch die feuchten Bodenschichten, auf die sie gerade im Frühjahr angewiesen sind. Das gilt auch für Straßenbäume und Gewächse in Gärten und Parks. Vieles, was erst in den letzten zwei, drei Jahren gepflanzt wurde, droht ohne Bewässerung zu vertrocknen. Und was über die Runden kommt, wächst kümmerlicher und wird anfälliger für Schädlinge: trockene Wärme lässt beispielsweise Kastanien- Miniermotten und Eichenprozessionsspinner gedeihen. Hinzu kommen Waldbrandgefahr und die starke Pollenbelastung, die Allergiker plagt.