Welche Spitzenkandidatin soll ins Amt?: Berliner wollen lieber von Giffey als von Jarasch regiert werden
Nur elf Prozent halten die Grünen-Kandidatin Jarasch für am fähigsten, sie liegt an vierter Stelle. 25 Prozent wollen von Franziska Giffey regiert werden.
SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey wird von den Berlinern deutlich als Regierende Bürgermeisterin favorisiert. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Civey im Auftrag des Tagesspiegels. Demnach halten 24,2 Prozent der Befragten die ehemalige Familienministerin und Neuköllner Bezirksbürgermeisterin für am Geeignetsten.
Giffey liegt damit deutlich vor allen anderen Bewerberinnen und Bewerbern um den Chefinnenplatz im Roten Rathaus. Auf Platz zwei folgt mit 13,3 Prozent Kultursenator Klaus Lederer, Spitzenkandidat der Linkspartei, CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner kommt knapp dahinter auf 13,1 Prozent.
Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch halten dagegen nur 11,1 Prozent der Befragten für am Geeignetsten, Berlin zu regieren. Sie landet damit nur auf Platz vier. Dahinter folgen Sebastian Czaja (FDP) mit 7,6 Prozent und Kristin Brinker (AfD) mit 7,3 Prozent.
Bemerkenswert ist, dass 11,8 Prozent ganz andere Kandidatinnen und Kandidaten favorisieren würden und 11,5 Prozent sich rund zwei Monate vor der Wahl am 26. September noch nicht entschieden haben.
Für die Erhebung wurden zwischen dem 23. Juni und dem 23. Juli 2513 Berlinerinnen und Berliner befragt. Sie zeigt auch, dass Giffey neben den SPD-Wählern bei vielen Grünen-Anhängern (23 Prozent) und CDU-Anhängern (21,1 Prozent) als beste Kandidatin. Kai Wegner kommt bei Anhängern der FDP auf mehr als 20 Prozent.
Jarasch schneidet bei Wählern anderer Parteien am Schlechtesten ab
Grünen-Kandidatin Jarasch wird dagegen auch von Wählern der eigenen Partei nur von 40 Prozent als beste Kandidatin gesehen. Das ist der schlechteste Wert aller Kandidierenden. Von den eigenen Anhängern werden ganz klar vor allem Klaus Lederer (67,3 Prozent) und Franziska Giffey (66,6 Prozent) als Favoriten für das erste Amt der Stadt gesehen.
Geradezu verheerend sind die Zustimmungswerte für Jarasch aber vor allem bei anderen Parteien. Als einzige Kandidatin neben Kristin Brinker von der AfD erreicht sie bei den Anhängern anderer Parteien keine Zustimmungswerte mit mehr als fünf Prozent der Stimmen.
Am ehesten schätzen sie noch Linken-Wähler: Hier kommt die ehemalige Landesvorsitzende ihrer Partei auf 4,8 Prozent Zustimmung.
Die Umfrage-Daten von Civey ermöglichen auch eine Aufschlüsselung nach Altersgruppen. Hier zeichnet sich ab, dass auch die Berliner Wahl einer Abstimmung von Alt gegen Jung ähneln wird. Es zeigt sich, dass besonders ältere Berliner Franziska Giffey für die beste Kandidatin halten. Bei den 50- bis 64-Jährigen favorisieren 30 Prozent die SPD-Kandidatin, bei über 64-Jährigen sind es sogar fast 33 Prozent.
Während Klaus Lederer und Kai Wegner bei Jungen und Älteren auf ähnliche Zustimmungswerte kommen, zeigt sich, dass Grünen-Kandidatin Bettina Jarasch besonders von Älteren klar abgelehnt wird. In den Gruppen der über 50- beziehungsweise über 64-Jährigen kommt sie auf gerade einmal fünf Prozent.
Dafür wird Jarasch vor allem in den Gruppen der 18- bis 29 Jährigen (19,4 Prozent) und 30- bis 39-Jährigen (21 Prozent) klar als Regierende Bürgermeisterin favorisiert. Sie liegt in beiden Altersgruppen deutlich vor den Hauptkonkurrenten Franziska Giffey und Kai Wegner.
Viele Grünen-Wähler favorisieren nicht die eigene Kandidatin
Für Jarasch und die Grünen dürften die Zahlen zwei Monate vor der Wahl dennoch enttäuschen: Nicht einmal ein Drittel der Befragten kannte Ende Juni im "Berlin Trend" von "Berliner Morgenpost" und RBB den Namen der Spitzenkandidatin. Die neuen Umfrage-Daten zeigen, dass es um die Bewertung ihrer Eignung sogar noch schlimmer steht. Trösten kann die Grünen nur, dass die heiße Wahlkampfphase inklusive der Plakat-Kampagne erst Anfang August beginnt.
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Bei der ebenfalls von Civey erhobenen Sonntagsfrage entschieden sich Anfang Juli 22,4 Prozent für die Grünen. Die Partei führt damit weiterhin vor CDU und SPD. Aber etwa die Hälfte der Grünen-Wähler hält die eigene Kandidatin also für weniger geeignet als die der Konkurrenz.
Die SPD kam damals auf 19 Prozent der Stimmen, Franziska Giffey hat also einen klaren Kandidatenbonus. Die CDU kam damals auf 18,8 Prozent. Auch der christdemokratische Spitzenkandidat Kai Wegner wird von einigen CDU-Wählern demnach nicht favorisiert.