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Regine Günther (Grüne) ist in Berlin die Senatorin für Verkehr und Umwelt.
© Jörg Carstensen/dpa
Update

Charité-Personal verärgert über Parkgebühren: Berliner Verkehrsverwaltung empfiehlt Pflegekräften das Radfahren

In der Pandemie wollen Pflegekräfte die Busse und Bahnen meiden. Doch unter der grünen Verkehrssenatorin Regine Günther bleibt die Verwaltung hart.

Pflegekräfte der Berliner Charité beschweren sich über Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) – weshalb der Personalratschef der Universitätsklinik einen Brief an zahlreiche Landespolitiker verschickte.

Grund dafür ist, dass die Pflegekräfte um den Charité-Bettenturm erstens kaum Parkplätze finden und zweitens auch in der Coronakrise den vollen Preis zahlen sollen. Dabei, so schreibt Charité-Personalratschef Jörg Pawlowski an Senat und Fachpolitiker, empfehle sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) des Infektionsschutzes wegen „den ÖPNV nicht zu benutzen“.

Die Verkehrsverwaltung antwortete. In dem Schreiben, über das am Freitag im Personalrat gesprochen wurde, werden Busse und Bahnen als sicher bewertet, zudem wird das Radfahren empfohlen: „Jedenfalls ergibt sich damit insgesamt keine zwingende Notwendigkeit, für Wege ausschließlich einen eigenen PKW zu nutzen.“ [Wie sicher ist der Nahverkehr in der Coronakrise? Lesen Sie bei Tagesspiegel Plus mehr über falsche Corona-Gewissheiten.]

Ein Sprecher Günthers sagte, eine Ausnahmegenehmigung sei möglich, sie bestehe in einer vergünstigten Park-Vignette für die Arbeitszeit. Ob die verbliebenen Kosten im konkreten Fall die Charité als Arbeitgeber übernehme, könne man nicht sagen. Auch habe sich die Klinikleitung in der Causa nicht an die Verkehrsverwaltung gewandt.

Die Parkraumbewirtschaftung auszuweiten, ist erklärtes Ziel der Verkehrssenatorin. Um den Charité-Campus in Mitte fallen zwei Euro die Stunde pro Auto an. Eine Klinikschicht dauert oft bis zu zehn Stunden.

Charité versorgt nun 100 schwerste Covid-19-Fälle

An der Charité ärgert das die Belegschaft auch deshalb, weil kein Krankenhaus der Stadt derzeit so viele Covid-19-Intensivfälle versorgt. Von den 400 Plätzen auf den Intensivstationen werden 200 für die vom Coronavirus betroffene Patienten freigehalten – seit Freitag sind 100 davon belegt.

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In den ebenfalls landeseigenen Vivantes-Kliniken werden derzeit weitere 60 Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen behandelt. Bis Mitte November 2020 versorgten die beiden Landeskonzerne von allen 3791 stationären Fällen in Berlin 70 Prozent.
Charité-Chef Heyo Kroemer und Vivantes-Vorstand Johannes Danckert teilten am Freitag mit, dass es nur in wenigen Orten Deutschlands gelungen sei, die Versorgung von Covid-19-Kranken zentral zu steuern wie in Berlin.

Die Charité ist Level-I-Krankenhaus in Berlin

In der Pandemie wurden Berlins Krankenhäuser drei „Levels“ zugeteilt. Die Charité behandelt als Level I die schwersten Fälle. Level II sind 16 Kliniken, darunter die großen Vivantes-Häuser, die weitere Covid-19-Patienten versorgen. Für all diese Kliniken gilt die Anweisung von Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD), planbare Operationen zu verschieben.

Level-III-Kliniken versorgen Patienten, die nicht an Covid-19 erkrankt sind. Sind alle regulären Krankenhäuser ausgelastet, sollen Infizierte im Corona-Behandlungszentrum Jafféstraße versorgt werden. Diese Notklinik in den Messehallen wird von Vivantes betrieben.

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