„Welmo“-Bonus für Gewerbetreibende: Berliner Senat füllt Fördertopf für E-Fahrzeuge wieder auf
Der Senat will das Förderprogramm, mit dem er Gewerbetreibende zum Kauf von Elektrofahrzeugen motivieren will, neu starten. Es war im März gestoppt worden.
Bei der Sitzung am Dienstag sollen mit dem zweiten Nachtragshaushalt das Fördervolumen des Programms „Wirtschaftsnahe Elektromobilität“ (Welmo) um 7,5 Millionen Euro erhöht werden, teilte die Senatsverwaltung dem Tagesspiegel mit.
Bereits seit Juli 2018 können Berliner Unternehmen Förderung beantragen, zum Beispiel bis zu 4000 Euro Prämie für die Anschaffung eines vollelektrischen Pkw. Gefördert wird auch die Beratungsdienstleistung oder die Installation von Ladesäulen.
Für 2020 standen sechs Millionen Euro bereit. Aber bereits Mitte März hatte die Förderbank IBB, die die Anträge bearbeitet, das Programm schließen müssen. Nun gibt es also neues Geld – zunächst werden die seither aufgelaufenen Anträge bearbeitet.
In den knapp zwei Jahren seit dem Welmo-Start sei es gelungen, die Anzahl der zugelassenen gewerblichen E-Fahrzeuge in Berlin „deutlich zu erhöhen und Vorbehalte gegen Elektromobilität abzubauen“, heißt es seitens der Senatsverwaltung.
Demnach wurden 4579 Anträge auf Fahrzeugförderung, 709 Anträge für Ladeinfrastruktur sowie 94 Anträge für Beratungen gestellt. Zum Vergleich: Allein im ersten Halbjahr 2019 waren insgesamt zehn mal so viele Pkw neu zugelassen worden: Rund 45000. Die Zahl aller Pkw auf Berlins Straßen stieg auf 1,22 Millionen. Lkw kommen noch dazu.
Senat: Welmo leiste einen „bedeutenden Beitrag"
Trotz dieses Missverhältnisses erklärt man beim Senat, Welmo leiste einen „bedeutenden Beitrag für leiseren und saubereren Wirtschaftsverkehr in der Stadt“. Zudem helfe man, die Berliner Konjunktur wieder anzukurbeln und den Klimaschutz zu stärken, ergänzt die Wirtschaftssenatorin, Ramona Pop (Grüne). „Die Berliner Unternehmen leisten mit dem Umstieg einen großen Beitrag für die nachhaltige Mobilitätswende, hierbei werden wir sie auch in Zukunft nicht alleine lassen.“
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Pops Verwaltung hatte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit der Evaluierung des Programms beauftragt. Den positiven Umwelteffekt zu berechnen, ist höchst komplex, da niemand misst, wie viel die Fahrzeuge tatsächlich fahren. Aber hochgerechnet auf das gesamte Förderprogramm durch die im Rahmen von Welmo beantragten Elektrofahrzeuge könnten heute Einsparungen in Höhe von 34 Tonnen Kohlendioxid CO2 pro Tag erreicht werden, heißt es im DLR-Bericht.
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Würde man alle Pkw und leichten Nutzfahrzeuge (bis 3,5 Tonnen) des Berliner Wirtschaftsverkehrs, die täglich maximal 80 Kilometer fahren, durch Elektrofahrzeuge ersetzen, steige dieses Einsparungspotential auf 1412 Tonnen CO2 pro Tag. Dies entspreche rund 13 Prozent der gesamten CO2-Emissionen des Berliner Straßenverkehr.
Berliner Unternehmen hätten tatsächlich sehr hohen Kaufanreiz
„Gemeinsam mit der nun von der großen Koalition beschlossenen Verdopplung des Umweltbonus des Bundes haben Unternehmen in Berlin tatsächlich einen sehr hohen Kaufanreiz“, sagt K.D. Schmitz von emobilitätsberatung-berlin.de emobilitätsberatung-berlin.de aus Pankow. Er berät Firmen – gegen Gebühr – bei Beschaffung und Antragstellung. „Das Problem ist nur: Es fehlen die E-Autos!“ Hersteller könnten die gefragten Modelle erst in sechs bis zwölf Monaten – oder noch später – liefern.