Nach Anschlägen in Paris: Berliner Polizei verschärft Sicherheitsmaßnahmen
Nach den Anschlägen von Paris schaut die Polizei bei Weihnachtsmärkten genauer hin. Und auch die Konzertbranche macht sich so ihre Gedanken.
Ausverkauftes Haus bei einem Basketballspiel in der Arena in Friedrichshain – das bedeutet 14 000 Zuschauer. Schon zu normalen Zeiten ist das für die Sicherheitskräfte nicht ganz ohne, aber es sind keine normalen Zeiten. Am späten Sonntagnachmittag hieß es am Spreeufer: Alba gegen Bayern München. Die erste Großveranstaltung in der Stadt nach den Anschlägen von Paris. Was schon von Weitem auffiel: Vor den Eingängen längere Schlangen als gewohnt. Zwei bis drei Sicherheitsleute kontrollierten dort die Besucher, warfen prüfende Blicke in Taschen, dies wie üblich, aber anders als sonst musste jeder seinen Mantel oder seine Jacke für einen prüfenden Blick öffnen, wurde also nicht, sofern er keine Tasche dabei hatte, einfach durchgewinkt. Abgetastet wurde aber niemand, und überhaupt verlief alles in relativ entspannter Stimmung. Auch die Polizei war nicht präsenter als sonst.
Am Mittwoch steht in der Arena die nächste Großveranstaltung an: Die Söhne Mannheims feiern ihr 20-jähriges Bestehen, organisiert wird die Tournee vom Frankfurter Konzertveranstalter Marek Lieberberg, der mit den von ihm betreuten Künstlern, in der Vorwoche Madonna, regelmäßig in Berlin präsent ist. Ein alter Hase im Geschäft, aber vor Terroristen versagt auch seine Erfahrung.
Berliner Polizei erhöht Präsenz
Sicherheitsbehörden und Gesellschaft seien gefordert, der Kulturbetrieb sei der falsche Adressat für Sicherheitsfragen, sagte Lieberberg. „Wir haben ausreichende Sicherheitsvorkehrungen in einer normalen Situation. Für eine terroristische Situation ist keiner von uns gewappnet, in keinem Bereich des öffentlichen Lebens. Wir können uns nicht mit bloßen Händen oder Metalldetektoren gegen Kalaschnikows oder Bomben zur Wehr setzen.“ Sollte es Hinweise geben, dass ein Konzert gefährdet sei, müsse die Polizei für ausreichenden Schutz sorgen. „Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass sich ein Ordner einem islamischen Terroristen entgegenstellt, der mit einer feuernden Kalaschnikow auf ihn zurennt.“
Die Berliner Polizei jedenfalls hat ihre Präsenz an zivilen und uniformierten Kräften in der Stadt erhöht, so verlautete aus Senatskreisen. Französische Einrichtungen wie das Maison de France am Kurfürstendamm, die Botschaft am Pariser Platz und die Residenz des Botschafters werden intensiv überwacht. Auch hat die Bundespolizei ihre Kontrollen in Zügen und Flügen aus Frankreich deutlich verstärkt. So werden Passagiere am Flughafen Tegel nun „selektiv kontrolliert“.
Innensenator Frank Henkel (CDU) kündigte an, dass die Polizei bei Großveranstaltungen „genauer hinsehen“ wird. Dies gelte für Sportevents ebenso wie für Weihnachtsmärkte, deren Saison in einer Woche beginnt. Mittlerweile seien derartige Lagen nach Anschlägen in anderen Ländern Routine, hieß es. Es würden aber keine Panzerwagen beim nächsten Herthaspiel vor dem Olympiastadion postiert. Doch auch unabhängig davon wird es wohl ratsam sein, wie gestern vor dem Alba-Spiel etwas mehr Zeit einzuplanen.
Keine Hinweise auf geplanten Anschlag
Derzeit sind in Berlin den Behörden 650 Salafisten bekannt, darunter sollen 340 gewaltorientierte sein. Über eine stärkere Überwachung soll bereits gesprochen worden sein. Für eine Bewachung rund um die Uhr fehlt Personal.
Henkel betonte, dass es keine konkreten Hinweise auf einen Anschlag gebe.
Die Sicherheitsmaßnahmen seien auf einem hohen Niveau, dennoch habe man noch in der Nacht zu Sonnabend reagiert. Details wurden nicht genannt. Anders als etwa bei der Terrordrohung im November 2010 wurden vor gefährdeten Objekten wie dem Reichstag keine Gitter oder schwer bewaffnete Polizisten postiert. Damals hatten Terroristen angeblich besonders Weihnachtsmärkte im Visier, vor denen dann Beamte in Schutzwesten und mit Maschinenpistolen wachten.
Damit ist diesmal bislang nicht zu rechnen. Tommy Erbe, Veranstalter des Weihnachtsmarkts vor dem Charlottenburger Schloss, hat mit seinem Team schon am Sonnabend über die Lage nach Paris beraten, aber bislang von der Polizei nichts Neues gehört und geht davon aus, dass sich die Pariser Anschläge nicht nicht auswirken werden. Es gebe das übliche Sicherheitskonzept, das etwa Maßnahmen bei drohender Überfüllung vorsehe, auch lägen Feuerlöscher und -decken für eventuelle Unfälle bereit. Sollte es aber von der Polizei neue Informationen geben, werde man sofort reagieren. (mit dpa)