Pläne für die neue Landesbibliothek: Berliner Koalition will nicht über Kosten reden
Zum zweiten Mal vertagt die Schwarz-Rot die unliebsame Kostendiskussion zur neuen Landesbibliothek. Das hat auch damit zu tun, sondern auch mit der Frage, ob der Neubau noch erwünscht ist - oder noch eher eine Alternative favorisiert wird.
Rot-Schwarz hat offenbar kein Interesse, über die tatsächlichen Kosten für eine neue Landesbibliothek auf dem Tempelhofer Feld zu sprechen. Auf Antrag von SPD und CDU vertagte der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses die Diskussion darüber zum zweiten Mal. Das Thema soll erst am 2. Juli wieder aufgerufen werden.
Das hat nicht nur mit den explodierenden Kosten zu tun, sondern auch mit der Frage, ob der Neubau noch gewünscht wird. „Die Zentral- und Landesbibliothek zählt für uns nicht zu den Projekten, die wichtig für die Stadt sind“, sagte der CDU-Fraktionschef Florian Graf. Wie berichtet, favorisieren Union, Grüne, Linke und Piraten andere Standorte für die Landesbibliothek. Aus ihrer Sicht könnte die Amerika-Gedenkbibliothek am Kreuzberger Blücherplatz saniert und durch einen Neubau ergänzt werden. Auch das Hauptgebäude des ehemaligen Flughafens Tempelhof steht auf der Vorschlagsliste.
Der Senat hatte nach Tagesspiegel-Recherchen im Februar erstmals eingeräumt, dass der geplante Bibliotheksneubau nicht 270 Millionen, sondern weit über 300 Millionen Euro kosten wird. Und das ist nur grob geschätzt. Die preisgekrönten Architektenentwürfe wurden dabei noch nicht näher beleuchtet. Dies führe „gegebenenfalls zu einer Abwägung im Hinblick auf die Machbarkeit“, räumte der Regierende Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) kürzlich im Abgeordnetenhaus ein.
Ulrich Zawatka-Gerlach