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Hundehasser legen an beliebten Spazierstellen, wie Seen oder Parks, in Berlin immer wieder Giftköder aus. Im Frühling steigen die Meldungen.
© Joe Giddens/dpa
Update

Nach Todesfällen am Tegeler See: Berliner Hundebesitzer finden wieder häufiger Giftköder

Nachdem mehrere Hunde in Reinickendorf verendet sind, warnt der Berliner Tierschutzbeauftragte vor gefährlichen Leckerlis. Tierschutzexperten kritisieren die Berliner Politik

Es wird wärmer in Berlin, der Frühling ist schon da, der Sommer kündigt sich an. Für den Tierschutzbeauftragten der Stadt, Horst Spielmann, bringt die sonnige Jahreszeit allerdings auch Sorgen: Seit fünf Jahren nimmt die Zahl der Meldungen im Frühjahr über ausgelegte Giftköder, die Hunden schaden sollen, zu. Generell sei die Tendenz steigend. Über das Jahr gesehen könne das, sagt Spielmann, aber auch daran liegen, dass dem Thema mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird und Hundehalter sensibilisiert sind.

Vergangene Woche waren mehrere Hunde gestorben, nachdem sie mit ihren Besitzern am Tegeler See unterwegs waren. Der Verdacht liegt nahe, dass sie vergiftet wurden. Am Freitag bestätigte die Polizei eine weitere Anzeige. Damit sind in den letzten Tagen mindestens sieben Hunde zu Schaden gekommen. Wie viele Tiere verendet sind, konnten weder Polizei noch Bezirksamt sagen.

Behrendt: Auch Kinder gefährdet

„Für solche Taten fehlt mir jedes Verständnis“, sagt Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) und erinnert daran, dass nicht nur für Hunde ein Risiko bestehe. „Auch Kinder sind durch die sehr unterschiedlichen Gifte in den Ködern gefährdet.“ Laut dem Spandauer CDU-Bezirksverordneten Thorsten Schatz liegt ein weiteres Problem in der niedrigen Aufklärungsquote. „Viele Hundebesitzer denken erst gar nicht daran, eine Anzeige zu erstatten.“ Schatz betreibt ehrenamtlich die Facebookseite „Giftköderalarm Berlin“. Die Initiative veröffentlicht Meldungen über ausgelegtes Gift, Hinweise dafür kommen aus der Bevölkerung.

Schatz und Spielmann haben vor einem Jahr auch den Giftköderatlas vorgestellt. Die Internetplattform soll helfen, die Funde schneller publik zu machen. Bürger können über ein Webformular Funde melden und werden aufgefordert, Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Dann werden die Meldungen geprüft und online auf der Landkarte vermerkt.

Zu wenig Personal, um Warnhinweise aufzustellen

Ganz zufrieden ist Schatz mit dem Giftköderatlas aber nicht. Das Problem liege vor allem beim Austausch zwischen Tierärzten und Ämtern, aber auch am Informationsfluss innerhalb der Behörden in den Bezirken. Außerdem bräuchte man laut dem CDU-Politiker mehr Personal. Er selbst habe bei einigen Bezirken angeregt, amtliche Warnhinweise aufzustellen, wenn Giftköder an einer Stelle gefunden wurden, dafür sei aber kein Personal da. Auch die Stelle des Tierschutzbeauftragten ist nur ein Ehrenamt. Es würde aber eine volle Stelle benötigt – auch, um den Giftköderatlas zu verbessern. Immerhin: Das könnte bald passieren. „Die Regierungskoalition hat meine Anregung aufgenommen und wird einen hauptamtlich und in Vollzeit tätigen Tierschutzbeauftragten ernennen“, sagt Horst Spielmann.

An der Wasserqualität liegt es nicht

Das Bezirksamt Reinickendorf schließt in einer Mitteilung unterdessen aus, dass die Hunde über das Wasser des Tegeler Sees mit giftigen Substanzen in Berührung kamen. Es gebe regelmäßige Wasserqualitätskontrollen – zuletzt im April – und die hätten bislang keinen Grund zur Sorge gegeben. Trotzdem hätten sich ein Gesundheitsaufseher und ein Mitarbeiter vom Umwelt- und Naturschutzamt ein Bild vom mutmaßlichen Schadensort gemacht. „Dort fanden sie aber keinerlei Indizien für eine Verunreinigung des Seewassers“, heißt es aus dem Bezirksamt. Melanie Berger/Felix Hackenbruch

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