Zu viele Corona-Patienten auf Vivantes-Stationen: Berliner Großkrankenhaus vor Aufnahmestopp
Neuköllns Vivantes-Klinik kann bald keine neuen Patienten versorgen. Die Feuerwehr darf dann eine der wichtigsten Notaufnahmen der Region nicht ansteuern.
Eines der größten Krankenhäuser Deutschlands steht auch wegen vieler schwerer Covid-19-Fälle vor einem Aufnahmestopp. Die Vivantes-Klinik in Berlin-Neukölln, deren hochfrequentierte Notaufnahme zu den wichtigsten der Hauptstadtregion zählt, soll bei den Rettungsdiensten abgemeldet werden - Feuerwehr und Krankentransporter müssten dann andere Kliniken anfahren.
Das erfuhr der Tagesspiegel aus Ärztekreisen. Eine Sprecherin des landeseigenen Vivantes-Konzerns bestätigte am Samstag, dass ein Stopp der Patientenaufnahme erwogen werde. Insgesamt stehen in Berlin, auch in anderen Vivantes-Krankenhäusern, aber noch Intensivbetten zur Verfügung.
Problem sind nicht die Betten, sondern der Mangel an Pflegekräften
Im Neuköllner Krankenhaus sind circa 85 Prozent der 1200 Betten belegt. „Das Problem sind nicht die belegten Betten, sondern fehlende Pflegekräfte“, sagte der Friedrichshainer Vivantes-Mediziner Thomas Werner, der auch Betriebsrat und Klinikexperte der Ärztekammer Berlin ist. „Auf den meisten Stationen fehlen rund 15 Prozent der Pflegekräfte – weil sie selbst erkrankt oder in Quarantäne sind.“
In zwei anderen Vivantes-Kliniken, dem Humboldt-Krankenhaus in Reinickendorf und Auguste-Viktoria-Klinikum in Schöneberg, wurden bereits die voll ausgelasteten Intensivstationen abgemeldet. Das bedeutet, schwerkranke Patienten können dort nicht aufgenommen werden. Auch dies hängt mit den vielen Covid-19-Fällen zusammen.
Derzeit werden in Berlin von mehr als 1100 stationären Covid-19-Patienten 340 in Vivantes-Häusern behandelt. Die Kliniken gehören zum „Save“-Konzept des Berliner Senats, das im Kampf gegen das Coronavirus entwickelt wurde und nach dem Berlins Krankenhäuser drei „Levels" zugeteilt wurden. Die Charité behandelt als Level I die allerschwersten Fälle. Level II sind 16 Kliniken, darunter die genannten Vivantes-Kliniken, wo Covid-19-Patienten versorgt und oft auch künstlich beatmet werden.
Erst am Donnerstag war das kirchliche St. Marien-Krankenhaus vom Rettungssystem abgemeldet worden.
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Neuköllns Vivantes-Klinik ist laut Krankenhausplan des Senats für 600.000 potenzielle Patienten in Südberlin da. In einem Katastrophenfall wäre das Haus auch für Verletzte vom Flughafen BER zuständig. In der Neuköllner Rettungsstelle wurden 2019 fast 80.000 Patienten versorgt, in den Achtzigern war sie für 25.000 Patienten im Jahr konzipiert worden.
In den Vivantes-Kliniken wurden seit Pandemiebeginn im März circa 1700 mit dem Coronavirus infizierte Patienten behandelt, dass ist fast die Hälfte aller Berliner Covid-19-Krankenhausfälle.