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Patrick Larscheid ist Amtsarzt im Berliner Bezirk Reinickendorf.
© dpa

Entschlüsse gegen Corona-Verbreitung: Berliner Gesundheitsamtsleiter kritisiert Senat scharf

Ab Dienstag sollen in Berlin alle Bars und Clubs schließen. Dies sei zwar „ein richtiger Schritt“, sagt Patrick Larscheid – doch komme er spät.

Der Leiter des Gesundheitsamts Reinickendorf, Patrick Larscheid, kritisiert die Entschlüsse des Berliner Senats vom heutigen Freitag scharf. Neben den schon vorher bekanntgewordenen Schließungen von Schulen und Kitas hatte der Regierende Bürgermeister Michael Müller erklärt, dass alle gastronomischen Einrichtungen, die nicht der Nahrungsmittelversorgung dienen, geschlossen werden sollten – also etwa Bars, Clubs oder Kneipen.

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Dies sei zwar „ein richtiger Schritt“, sagt Larscheid – doch komme er spät. Und vor allem mit einer „unverständlichen Verzögerung“: Erst ab Dienstag soll das Verbot in Kraft treten.

„Wegen dieser Entscheidung ist zu befürchten, dass sich an diesem Wochenende noch unnötig viele neue Infektionen ereignen“, sagt Larscheid. Verwaltungstechnisch sei es möglich gewesen, die Verbote sofort durchzusetzen. „Das notwendige Personal, um die Eilverordnung in Kraft zu setzen, hätte man natürlich vorhalten können“, sagt der Amtsleiter. „In einzelnen Senatsverwaltungen haben die Mitarbeiter ja auch bis zum Ende der Pressekonferenz ausgeharrt.

Ämter sind derzeit schon stark ausgelastet

Nach Aussage Larscheids gelingt es den Gesundheitsämtern zwar nach wie vor, die Kontaktpersonen von erfassten Infizierten aufzusuchen. Innerhalb der Ämter gebe es viel Unterstützung durch Verwaltungsmitarbeiter und andere Unterstützungskräfte – wie auch viel positives Feedback durch die Bevölkerung. Allerdings sind die Ämter schon derzeit stark ausgelastet.

Telefonisch sind die Nummern für Menschen, die sich wegen möglicher Infektionen testen lassen wollen, kaum noch erreichbar. Auch die zentrale Hotline des Berliner Senats ist praktisch durchgehend besetzt.

Hinnerk Feldwisch-Drentrup

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