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„System lädt zum Betrug ein“: Berliner Amtsarzt zweifelt an Kompetenz vieler Corona-Teststellen

Früher Spielhalle, jetzt Covid-Checkpoint: Reinickendorfs Amtsarzt Larscheid übt scharfe Kritik an Berlins neuen Teststationen.


Reinickendorfs Amtsarzt Patrick Larscheid hat die Kompetenz vieler neuer Berliner Schnelltest-Stellen für Corona-Checks stark angezweifelt. „Die einzige Kompetenz für eine Teststelle ist, draußen ein Schild aufhängen zu können“, sagte er am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

Dabei gehe es nicht allein um fachgerechte Abstriche in Nase oder Rachen. „Dass dieses System zum Betrug einlädt, ist sicher nicht zu viel gesagt. Wenn man 200 Tests am Tag abrechnet, dann hat man im Quartal einen Bruttoumsatz von 324.000 Euro.“ In Berlin sind in den vergangenen Wochen jenseits des klassischen Gesundheitssektors immer mehr Stellen für Corona-Schnelltests eröffnet worden – unter anderem auch in Bäckereien, Spielhallen und Dachdecker-Betrieben.

Zur Zeit gebe es rund 1400 Teststellen, sagte Larscheid. „Sie wachsen schneller aus dem Boden, als wir informiert werden, wo überhaupt eine ist.“ Immer mehr Bürger beschwerten sich über zweifelhafte Tests und Ergebnisse. Das Reinickendorfer Gesundheitsamt gehe Beschwerden nach und prüfe pro Tag 10 bis 15 Schnelltest-Stellen.

Die Gesundheitsämter sind für die Kontrolle der hygienischen Umstände und der medizinischen Abläufe zuständig. Die Beauftragung einer Teststelle läuft jedoch auf Antrag – über den Senat. Die Kosten vergütet der Bund dann pro gemeldetem Test.

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Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin nimmt dafür die monatlichen Meldungen der entstandenen Kosten derjenigen Testanbieter entgegen, die registriert sind. Überprüfen kann sie nach eigenen Angaben ausschließlich formale Aspekte.

Die KV Berlin hat für den Monat März rund 1,3 Millionen Euro und für den Monat April – auch rückwirkend – rund 16,7 Millionen Euro an Teststellen-Betreiber ausgezahlt. Darüber hinaus wurden für selbst beschaffte und vorausgelegte PoC-Antigen-Tests rund acht Millionen Euro erstattet, teilte die KV Berlin auf Anfrage mit. (dpa)

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