Internationale Filmfestspiele: Berlinale-Vorverkauf: Mit Campingstuhl und Schlafsack
Seit der Nacht campieren Berlinale-Fans in den Potsdamer Platz-Arkaden, um an die begehrten Kinokarten zu kommen. Impressionen vom roten Teppich.
Der Berlinale-Vorverkauf beginnt am Montagmorgen zwar erst um zehn Uhr - doch die ersten Kinofans warten schon seit Stunden. Am frühen Morgen hat sich bereits eine beachtliche Warteschlange am Ticketschalter in den Potsdamer Platz-Arkaden gebildet, um Tickets für die Internationalen Filmfestspiele zu ergattern.
Tagesspiegel-Redakteur Tilmann Warnecke steht selbst für Karten an und berichtet:
"Ich sitze hier seit 7.20 Uhr und habe mir dafür extra eine Decke mitgebracht. Damit habe ich es immerhin an Platz 17 in meiner Reihe geschafft und den letzten Platz auf dem roten Teppich erwischt. Die ersten Wartenden haben wie immer in der Nacht mit Schlafsäcken vor dem Ticketschalter campiert, andere haben sich Campingstühle mitgebracht. Was ich sehr schön finde: Man begrüßt sich in der Schlange freundlich mit 'Guten Morgen' (in Berlin!) und plaudert mit den Mitwartenden über Filme und die eigenen Erfahrungen beim Kartenholen.
Insgesamt sind gerade gegen halb zehn Uhr knapp 200 Leute in hier in den Potsdamer Platz-Arkaden, um Berlinale-Tickets zu bekommen. Draußen in der Kälte muss Gottseidank noch kein Mensch stehen.
Besonders eifrig sind die zahlreichen Kolleginnen und Kollegen anderen Medien, die meistens um um acht Uhr hier aufkreuzen und die Wartenden interviewen."
Unter den Reportern ist auch Tagesspiegel-Autorin Amy Walker. Sie hat mit anderen Wartenden gesprochen:
Gabriele und Marion stehen bereits seit 6.30 Uhr an. Mutter und Tochter gehören zu den erfahrenen Berlinale-Gängern. Seit sieben Jahren besuchen die beiden jedes Jahr gemeinsam die Ticketschlange.
Online sei es immer nur eine Glückssache, ob man noch an die gewünschten Karten komme, erzählt Mutter Gabriele. Wenn man sich morgens gleich in die Schlange stelle, bekomme man am ehesten die Karten, die man wolle. Die beiden wollen vor allem Karten für Filme im Friedrichstadtpalast ergattern. "Ich freue mich besonders auf den Film 'Systemsprenger'", meint Gabriele.
Die auf dem roten Teppich Wartenden erzählen übereinstimmend, dass das Anstehen für die Tickets auch etwas mit dem Gemeinschaftsgefühl unter den Berlinale-Fans zutun habe - man kennt sich hier.
Ein Ehepaar ist seit 5.15 Uhr hier. Auch sie berichten vom Eventcharakter, den das Anstellen habe. Sie würden gerne zur Berlinale gehen, sagt Ehemann Bernd, weil man dort im Unterschied zum normalen Kino ein "kulturelles Publikum" treffe. Im letzten Jahr hätten sie 20 Filme auf der Berlinale gesehen, außerhalb der Filmfestspiele hingegen nur zwei.
Früher hätte seine Frau extra Urlaub genommen, um Berlinale-Tickets zu ergattern, sagt Bernd. Das ist inzwischen nicht mehr nötig: Das Paar ist in Rente.
Wer verschlafen hat und trotzdem ins Kino will, erfährt hier, wie er doch noch an die begehrten Berlinale-Karten kommt.
Zwölf Newsletter, zwölf Bezirke: Unsere Leute-Newsletter aus allen Berliner Bezirken können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de