Zukunft des Flughafengebäudes: Berlin sucht Retter für Tempelhof
Die privaten Investoren am Geländes des ehemaligen Flughafens Tempelhof sind noch rar, dennoch hofft Wirtschaftssenatorin Yzer auf ihre Investitionen, um das marode Gebäude zu sanieren. Derweil fordern die Grünen einen Sanierungsplan, um weitere Kosten zu vermeiden.
Die überraschend hohen Sanierungskosten des Tempelhofer Flughafengebäudes beflügeln die Fantasie, wie das gewaltige 1,2 Kilometer lange Haus künftig sinnvoll und profitabel genutzt werden könnte. Verstärkt diskutiert wird der Einbau von Wohnungen. Auch der Ruf nach einer Veränderung der Pläne für die Zentral- und Landesbibliothek wird lauter. Die Grünen wollen den denkmalgeschützten, maroden Vorzeigebau des NS-Regimes in einen „Kulturhafen Berlin-Tempelhof“ umwandeln und die künftige Zentral- und Landesbibliothek dort ansiedeln. Wie berichtet, soll die Sanierung des Hauses am Tempelhofer Feld nach einem Gutachten der öffentlich bestellten Sachverständigen Rek und Schwenk fast eine halbe Milliarde Euro kosten. Die grüne Fraktionschefin Antje Kapek forderte den Senat auf, das Gutachten dem Abgeordnetenhaus offenzulegen. Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) schlägt eine Kooperation mit privaten Unternehmen vor, um die Bauruine wieder herzustellen.
Miet- und Pachteinnahmen decken nicht die künftigen Kosten
Zur Zeit der heftig umstrittenen Schließung des Flughafens war von dem hohen Sanierungsbedarf des Gebäudes noch keine Rede. Damals erweckten die Befürworter den Eindruck, mit den Miet- und Pachteinnahmen ließen sich die künftigen Kosten decken. Nun aber ist man im Abgeordnetenhaus alarmiert: Die Finanzierung von Tempelhof dürfte nach Einschätzung aus Senatskreisen nach der Sommerpause auch bei den parlamentarischen Beratungen zum Doppelhaushalt 2014/2015 eine Rolle spielen. Wegen des notwendigen Sparkurses ist bisher nur wenig Geld für Sanierung und Entwicklung des Airports da.
Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) sagte auf Anfrage: „Wir haben einen großen Investitionsrückstau in Tempelhof.“ Das für die Sanierung des Gebäudes erforderliche Geld könne nicht allein aus dem Haushalt kommen. Müller räumte ein: „Die Mittel für die Sanierung sind sehr knapp, da will ich nicht drumherumreden.“ Eine Alternative zur „schrittweisen Ertüchtigung“ des Gebäudes, also der Streckung der dem Gutachten zufolge dringend nötigen Sanierungsinvestitionen, sehe er aber nicht.
Yzer will Wohnungsbau und gewerbliche Nutzung für das Flughafengelände Tempelhof
Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer hofft nun auf private Investoren. „Es wird deutlich, dass die Entwicklung des Areals nicht alleine mit öffentlichen Mitteln möglich ist.“ Das Flughafengebäude berge immenses Entwicklungspotenzial. Dazu fänden Gespräche mit Bausenator Müller statt. „Wir sind uns einig, dass eine Mischung aus Wohnungsbau und gewerblicher Nutzung für das Flughafengelände gefunden werden muss.“
Die Grüne Antje Kapek forderte den Senat auf, „endlich einen Sanierungsplan für das Gebäude vorzulegen“. Je länger notwendige Arbeiten aufgeschoben würden, desto teurer werde es. „Offenbar verheimlicht der Senat seit langer Zeit die wahren Kosten “, sagte Kapek. Eine Lösung des Problems sei die Umwandlung in einen „Kulturhafen Berlin-Tempelhof“: Die Zentral- und Landesbibliothek könne in der ehemaligen Abfertigungshalle angesiedelt und von Bundesmuseen in angrenzenden Gebäudeteilen ergänzt werden.
Möglich ist das, so die Architekten Arnold und Gladisch. Sie haben ein entsprechendes Konzept beim Ideenwettbewerb für den Neubau der Zentral- und Landesbibliothek vorgelegt. Die Haupthalle würde zum öffentlichen Raum, die Freihandbereiche würden hinter einer Glasfassade unter dem großen Dach bei den ehemaligen Flugsteigen untergebracht. Für die Magazine böten sich die Untergeschosse an.