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Vattenfall: Berlin soll Weltmeister bei Bioenergie werden

Vattenfall will doppelt so viel nachwachsende Rohstoffe wie geplant in Kraftwerken nutzen. Umweltschützer fordern strenge Regeln.

Diesem Vorhaben zollen sogar skeptische Grüne Respekt: „Das wäre das größte Biomasseprojekt Europas und eine enorme Chance für Berlin“, sagt der Grünen-Umweltpolitiker Michael Schäfer.

Seine vorsichtige Zustimmung gilt einem Projekt, das der Vattenfall-Konzern am heutigen Donnerstag bei einer Bürgerversammlung vorstellen will: Berlin soll zum „weltweiten Spitzenreiter“ bei der Energieversorgung mit nachwachsenden Rohstoffen in Form von Holzschnitzeln werden. Das kündigte der Generalbevollmächtigte von Vattenfall Berlin, Rainer Knauber, im Gespräch mit dem Tagesspiegel an. Dazu habe der Konzern mit der geplanten Biomasseanlage Klingenberg im Bezirk Lichtenberg und der Mitverbrennung von Holz in konventionellen Kohlekraftwerken eine „einmalige Chance“. Keine andere Metropole werde einen so großen Anteil der Wärmeversorgung auf Biomasse stützen wie Berlin.

Bis 2017 sollen in Klingenberg und anderen Anlagen der Stadt mehr als eine Million Tonnen Holzhackschnitzel pro Jahr zur Wärme- und Energieversorgung eingesetzt werden – mehr als 20 Mal so viel wie heute. Mit spürbaren Folgen für den Ausstoß klimaschädlichen Kohlendioxids: „Holz reduziert den CO2-Ausstoß beträchtlich“, sagt der Vattenfall-Manager. „Unser Ziel für Berlin ist, bis 2020 den Ausstoß gegenüber 1990 zu halbieren, der verstärkte Einsatz von Holz als nachwachsendem, klimaneutralen Brennstoff bringt uns dabei ein gutes Stück weiter.“

Als Vattenfall im vergangenen Jahr die ersten Pläne für das Kraftwerk Klingenberg vorstellte, das urspünglich mit Kohle betrieben werden sollte, war noch die Rede von halb so großen Mengen Biomasse. Hier setzt die Skepsis von Umweltpolitikern wie Schäfer an. „Entscheidend wird sein, dass Vattenfall die Biomasse aus nachhaltiger Wirtschaft bezieht“, sagt er. Angesichts der enormen Mengen, die benötigt werden, bezweifelt er das.

Vattenfall will seinen Brennstoff aus drei Quellen beziehen: aus der direkten Umgebung Berlins, aus Brandenburg und Nachbarländern und über den internationalen Holzmarkt. „Eine Herausforderung ist, dass es noch keine EU-Nachhaltigkeitskriterien für Biomasse wie Holz gibt“, sagt Vattenfall-Manager Knauber. Deshalb lege der Konzern EU-Maßstäbe für flüssige Biomasse zugrunde und erarbeite Kriterien, die „mindestens so anspruchsvoll sind wie das, was wir von der EU erwarten“. Die Befürchtung von Umweltschützern, dass Holz aus Regenwaldregionen kommt, weist er zurück. „Das können wir definitiv ausschließen.“ Ebenso unbegründet sei die Angst, dass in den Anlagen Müll verbrannt wird, wie sie zum Beispiel die neu gegründete Bürgerinitiative „Saubere Biomasse“ hat: „Das ist keine Option, es geht um unbehandeltes Holz.“

Öffentliche Erörterung des Bezirksamtes Lichtenberg zu den Vattenfall-Plänen für Klingenberg heute um 19 Uhr in der Max-Taut-Schule, Fischerstraße/Schlichtallee. Die Initiative „Saubere Biomasse“ lädt am 16. März, 19 Uhr, zu einer Veranstaltung in die Lichtenberger Kita „Waschbär“ ein, Georg-Löwenstein-Straße 22.

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