Mieterbund-Präsident Rips: "Berlin nähert sich Münchner Verhältnissen"
Mieterbund-Präsident Rips warnt vor weiter steigenden Mieten und zeigt Strategien auf, der Entwicklung zu begegnen.
Herr Rips, werden die Mieten in Berlin noch weiter steigen?
In Berlin gibt es eine starke Nachfrage nach Wohnungen. Die Leute leben gern in Berlin, und viele wollen hierhin ziehen. Das Problem ist, dass in Berlin – wie auch in anderen deutschen Großstädten – lange Zeit zu wenige, bezahlbare Wohnungen gebaut worden sind. Das rächt sich jetzt, das Angebot reicht nicht aus. Hinzukommt die demographische Entwicklung. Die Haushalte werden immer kleiner. Es leben immer mehr Einzelpersonen in immer größeren Wohnungen. Damit wird die Nachfrage erhöht, und die Mieten steigen.
Der Wohnungsmarkt in Berlin ist gespalten. Es gibt Siedlungen, in denen keiner wohnen will, und Gebiete, in denen die Vermieter verlangen können, was sie wollen. Wie passt das zusammen?
Dieses Phänomen gibt es nicht nur in Berlin. Wir beobachten das in ganz Deutschland. Wir haben Gegenden, in denen die Mieten seit Jahren stagnieren oder sogar sinken. Auf der anderen Seite haben wir Städte – München, Hamburg, Frankfurt am Main und die Universitätsstädte -, in denen die Mieten exorbitant hoch sind. Berlin ist der Spiegel der gesamten Republik. Es gibt in Berlin extrem nachgefragte Wohngegenden, und es gibt Bezirke, in denen die Mieten stagnieren.
Werden wir in Berlin Münchner Verhältnisse bekommen?
Von Münchner Verhältnissen werden wir wohl noch eine Zeitlang entfernt bleiben. Aber in einzelnen Bezirken – etwa in Prenzlauer Berg oder im Friedrichshain – nähern wir uns schon Münchner Verhältnissen.
Was muss die Politik tun, um das zu verhindern?
Den dringend benötigten Neubau von bezahlbaren Wohnungen gibt es nur, wenn die Anreize stimmen. Entweder muss es steuerliche Vorteile geben, indem die Investoren ihre Kosten schneller von der Steuer absetzen als heute. Das wäre in Problemgebieten wie Berlin der richtige Weg. Man könnte sogar darüber nachdenken, ob man die Abschreibungsmöglichkeiten regional staffelt – je größer der Bedarf, desto besser die Abschreibungsmöglichkeiten. Außerdem wird man um eine direkte Förderung des sozialen Wohnungsbaus nicht herumkommen.
In Berlin wird der soziale Wohnungsbau aber gerade abgeschafft.
Die Förderung, die man früher in Berlin hatte, ist heute nicht mehr vorstellbar. Das heißt aber nicht, dass der soziale Wohnungsbau an sich kein geeignetes Instrument ist. Wir müssen zu einer realistischen Förderung kommen.
Das Interview führte Heike Jahberg
Franz-Georg Rips ist seit vier Jahren Präsident des Deutschen Mieterbundes. Mit drei Millionen Mitgliedern ist der Mieterbund einer der größten Verbände Deutschlands.
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