Wahl-Serie: Integration - Das sagt die Expertin: "Berlin ist keine gute Integrationsstadt"
Die hohe Arbeitslosigkeit unter Migranten ist Berlins Hauptproblem. Das passt nicht zu dem Bild als tolerante und weltoffene Stadt, sagt die frühere Ausländerbeauftragte Barbara John.
Berlin hat ein großes Herz für Zuwanderer. Bei jeder passenden Gelegenheit rühmt sich die Stadt ihrer Weltoffenheit, Toleranz und Internationalität. Gut so, denn das schmeichelt den Einheimischen und prägt das öffentliche Klima spürbar freundlich. Jammerschade, dass Berlin trotzdem (noch) nicht die ersehnte Starrolle als erfolgreichste deutsche Integrationsstadt verkörpern kann.
Dabei fehlt es nicht an Potenzial: Hunderte gut arbeitende Projekte, Vereine, Stadtteilzentren bringen Menschen aus allen Kulturen zusammen. Das Größte derzeit sind die ehrenamtlichen Paten und Mentoren. Innovativ bauen sie nun auch den Flüchtlingen viele Brücken in den deutschen Alltag. Doch alle Anstrengungen können den wunden Punkt der Berliner Integrationspolitik nicht heilen, nämlich die hohe Arbeitslosigkeit unter Migranten. Schon im Dezember 2015, also noch ohne die Flüchtlinge, hatte fast jeder zweite Arbeitslose in Berlin (48,1%) einen Migrationshintergrund bei einem Bevölkerungsanteil von nur 22 Prozent in der relevanten Altersgruppe.
Und die Arbeitslosenzahl wird nun weiter wachsen. Gegensteuern ist angesagt! Denn wer arbeitet und Beiträge leistet, der gehört dazu. Nicht durch Herkunft, Religion, Staatsbürgerschaft, Vorfahren, wie oft vermutet wird. So beurteilt das die einheimische Bevölkerung, und die unterschiedlichen Migrantengruppen bestätigen es (Bericht Sachverständigenrat für Integration und Migration 2016). Berlin braucht angesichts der politischen Kontroversen um Migration dringend mehr Akzeptanz für Flüchtlinge bei den Berlinern. Die wird es geben, wenn die Wirtschaft, besser unterstützt als heute, Diskriminierung vermeidet und mehr Migranten einstellt. Nötig ist auch die Bereitschaft der Einwanderer selbst (und der Einheimischen), in der Dienstleistungsbranche zu arbeiten, wo es Arbeitsplätze gibt, aber der Verdienst wenig höher ist als die Hartz-IV-Leistungen.