Gedenkorte in der Stadt: Berlin erinnert sich an den 17. Juni 1953
Am 17. Juni 1953 wurde der Volksaufstand in der DDR gewaltsam niedergeschlagen. Zahlreiche Orte in Berlin erinnern an den Tag. Heute finden Gedenkfeiern statt.
Erst kam der Panzer, dann das Kreuz. Im Oktober 1945 wurde auf dem Mittelstreifen der Potsdamer Chaussee in Zehlendorf, unmittelbar vor der Avus-Brücke, ein Denkmal zur Erinnerung an sowjetische Gefallene eingeweiht: Ein Panzer vom Typ „Josef Stalin“, kurios, da dies ja nun der amerikanische Sektor war, aber das war so festgelegt worden, als die Russen noch die einzige Besatzungsmacht in Berlin waren.
Als aber der Kalte Krieg richtig lostobte, war der Panzer bald Ziel von Attacken, sogar mit Benzin wurde er übergossen und angezündet, wurde daher von den zunehmend genervten Amerikanern mit einem Käfig umgeben.
Kurz nach dem 17. Juni 1953 aber, der Niederschlagung des Volksaufstandes in der DDR und vor allem Ost-Berlin, blieb es nicht bei kurzfristigen Protesten: West-Berliner Jugendliche schleppten ein Holzkreuz zum dem erst 1955 weggeräumten Panzer, stellten es dort demonstrativ auf. Es war der Vorgänger der heutigen Gedenkstätte, die vom ehemaligen „Komitee 17. Juni“ (heute „Vereinigung 17. Juni“) initiiert worden war.
Es ist ein schwer zugänglicher, nur historisch erklärbarer Ort der Erinnerung, der später durch einen Gedenkstein für angeblich erschossene Rotarmisten ergänzt wurde, die am 17. Juni den Schießbefehl verweigert haben sollen – Historikern zweifeln das an. Das Holzkreuz besteht aus unbearbeiteten Stämmen, scheinbar provisorisch nur durch einen Strick verbunden. Erst im Frühjahr war es wieder einmal erneuert worden, das alte sei nach 15 Jahren morsch geworden, hieß es im Bezirksamt, das die etwas verwahrloste Gedenkstätte noch am Sonnabend wieder herrichten, die Hecken schneiden, den Rasen mähen ließ.
Sonntagabend lud die Vereinigung 17. Juni dort bereits zum Gedenken, am heutigen Montag um 16.30 Uhr beginnt dort die Feier des Bezirksamts und der BVV Steglitz-Zehlendorf.
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Es ist nur eine von zahlreichen ähnlichen Veranstaltungen, mit denen am heutigen 17. Juni des Aufstands von 1953 gedacht wird. Die Gedenkfeier der Bundesregierung findet um 11 Uhr am Mahnmal auf dem Friedhof Seestraße 92/93 in Wedding statt, an ihr werden unter anderem Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) teilnehmen. Auf dem Friedhof wurden acht Opfer des Aufstands beigesetzt.
Müller wird die Opfer zudem bereits eine Stunde früher an dem von dem Künstler Wolfgang Rüppel geschaffenen und im Jahr 2000 eingeweihten Bodendenkmal in der Leipziger/Ecke Wilhelmstraße ehren. Es ist das zentrale Denkmal zur Erinnerung an den Aufstand, seit 2013 befindet es sich auf dem damals benannten Platz des Volksaufstandes von 1953.
Orte der Erinnerung
Es gibt in Berlin noch weitaus mehr Orte, an denen man der Opfer der sowjetischen Niederschlagung des Aufstands gedenken und den Mut der Menschen, die sich an ihm beteiligten, würdigen kann. Ein Gedenkstein mit Holzkreuz befindet etwa im Kreuzberger Viktoriapark, Gedenktafeln gibt es weiter in Friedrichshain, in der Karl-Marx-Allee 103-106 und am Vivantes-Klinikum in der Landsberger Allee 49, in der Berliner Straße 71 in Reinickendorf sowie auf einem Findling am Müggelheimer Damm 143 in Köpenick.
Weiter steht ein Ehrenmal auf dem Rodelberg der Johann-Baptist-Gradl-Grünanlage in Lichterfelde-Süd. Und eine Gedenktafel für Siegfried Berger, Teilnehmer des Aufstands, hängt im Römerweg 40 in Lichtenberg.
Und nicht zuletzt hat Berlin die Straße des 17. Juni. Bereits fünf Tage nach dem Aufstand war ein Senatsbeschluss zur Umbenennung Charlottenburger Chaussee ergangen, erst bis zum S-Bahnhof Tiergarten, einige Monate später erweitert bis zum Ernst-Reuter-Platz. Heute assoziiert man mit dem Straßennamen allerdings weniger den Volksaufstand als den Trödelmarkt und vor allem die Fanmeile.