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Eine U-Bahn fährt unter einem Schild mit der Aufschrift "BVG" vorbei.
© dpa

Öffentlicher Nahverkehr: Berlin droht durch BVG-Streik am Freitag ein Verkehrsinfarkt

Die Gewerkschaft Verdi ruft die 14.500 Mitarbeiter der BVG zum Streik auf. Bis zum Mittag ist mit massiven Behinderungen im öffentlichen Nahverkehr zu rechnen.

Vom Betriebsbeginn bis um 12 Uhr mittags rollt an diesem Freitag nicht mehr viel bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG). Fahrer von Bussen, U-Bahnen und Straßenbahnen sind zum Warnstreik aufgerufen. Das teilte die Gewerkschaft Verdi am Montagnachmittag mit. Es ist mit massiven Behinderungen im gesamten öffentlichen Nahverkehr zu rechnen.

"Zwar fahren die S-Bahnen", sagt Jens Wieseke, Sprecher des Berliner Fahrgastverbands IGEB, zum Tagesspiegel. "Aber es wird zu großen Verzögerungen kommen und die Wagen werden voll sein wie Sardinenbüchsen." Er habe Verständnis für den Streik, sagt Wieseke. "Aber nicht dafür, dass er acht Stunden dauert. Zwei Stunden, etwa zwischen 9 Uhr und 11 Uhr, wären hinnehmbar, Fahrgäste könnten sich umorganisieren. Aber der ganze Vormittag: Das legt die Stadt lahm."

Kein Ergebnis in zweieinhalbstündigen Gesprächen

Hintergrund des Streiks sind die laufenden Tarifverhandlungen. Die zweieinhalbstündigen Gespräche am Montag sind laut Verdi ergebnislos verlaufen. "Die Arbeitgeber haben kein Angebot vorgelegt, vor allem bei der gewerkschaftlichen Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich gibt es kein erkennbares Entgegenkommen", heißt es in einer Pressemitteilung.

Im Kern geht es der Gewerkschaft darum, für alle Mitarbeiter eine einheitliche Arbeitszeit von 36,5 Stunden bei vollem Gehalt zu erreichen. Bisher gilt diese nur für Beschäftigte, die vor September 2005 eingestellt wurden. Alle anderen Mitarbeiter haben eine 39-Stunden-Woche.

Außerdem soll es eine Anpassung und Aufwertung bei den Entgeltgruppen geben. Verdi fordert zudem, dass auch neue Beschäftigte und die Auszubildenden ab dem ersten Beschäftigungsjahr Weihnachtsgeld erhalten sollen. Wie in vielen Verhandlungsrunden zuvor verlangt die Gewerkschaft zudem eine Einmalzahlung für 500 Euro nur für die Mitglieder. In der Vergangenheit hat sich die BVG darauf aber in der Regel nicht eingelassen. 

Am Freitag soll es um 9 Uhr eine zentrale Streikkundgebung vor der BVG-Zentrale in der Holzmarktstraße geben, sagte ein Verdi-Sprecher. Die Gewerkschaft erwartet mindestens 3000 Teilnehmer vor dem Gebäude.

Arbeitgeber: Forderungen sind nicht umsetzbar

Die BVG kämpft schon lange mit dem Problem, dass ihre Arbeitsbedingungen kaum wettbewerbsfähig sind. Etwa die S-Bahn bezahlt Fahrer deutlich besser, so dass die BVG Schwierigkeiten hat, Personal zu halten.

Das räumt selbst die Arbeitgeberseite ein. Die Attraktivität der BVG müsse sich verbessern, um auf dem "hart umkämpften Berliner Arbeitsmarkt neue Mitarbeiter zu finden", heißt es in einer Mitteilung des Arbeitgeberverbands KAV Berlin, der die Tarifverhandlungen führt. Die Forderungen der Gewerkschaft seien dennoch nicht akzeptabel.

"Die von Verdi geforderte Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich bedeutet einen zusätzlichen Personalmehrbedarf von 500 Arbeitnehmern", sagt Verhandlungsführerin Claudia Pfeiffer. Dies sei zusätzlich zu den in 2019 benötigten 1350 neuen Mitarbeitern für die Arbeitgeberseite nicht umsetzbar.

Kaum Ersatz für ausfallende Busse und Bahnen

Die BVG selbst zeigt wenig Verständnis für die Arbeitsniederlegung. "Ein Streik ist zwar ein legitimes Mittel in einer Tarifauseinandersetzung", sagt Sprecherin Petra Nelken zum Tagesspiegel. "Dass die Gewerkschaft aber schon nach dem ersten Verhandlungstag zu diesem massiven Mittel greift, ist schwer nachzuvollziehen."

Nelken geht davon aus, dass die BVG die ausfallenden Transportmittel kaum ersetzen kann. Zwar beteiligten sich nie alle Mitarbeiter an Streikmaßnahmen, sagt Sprecherin Petra Nelken. Doch etwa den U-Bahn-Verkehr zu regeln brauche so viele Mitarbeiter - vom Zugführer bis zum Mitarbeiter im Stellwerk - das das System mit deutlich weniger Personal kaum am Laufen gehalten werden könne.

"Wir gehen davon aus, dass nahezu alle Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen stillstehen werden und der Verkehr auch nach Beendigung des Warnstreiks noch einige Stunden unregelmäßig sein wird", teilt die BVG auf ihrer Website mit.

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Silvia Perdoni

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