„Starke Schmerzen, Benommenheit, Taubheitsgefühl“: BER-Mitarbeiter berichten von Stromschlägen – Verdi will Terminal 1 schließen
60 Stromunfälle habe es am Flughafen bei den Gepäck-Scannern bereits gegeben, heißt es von der Gewerkschaft. Die Bundespolizei kann keine Mängel feststellen.
Wegen Strom-Unfällen im neuen BER-Terminal des Hauptstadtflughafens schlägt Verdi Alarm. Die Dienstleistungsgewerkschaft fordert einen sofortigen Stopp der Abfertigungen im Terminal T1.
Mehrere Mitarbeiter sollen an den Geräten für die Passagierkontrollen am Flughafen BER Stromschläge bekommen haben. Das schreibt die Verdi am Montag in einer Pressemitteilung.
Demnach habe es seit Eröffnung des Flughafens am 31. Oktober insgesamt bereits mehr als 60 solcher Unfälle gegeben. Allein am 6. Januar ist es demnach zu elf dokumentierten Fällen gekommen, davon vier mit Rettungseinsätzen.
Mitarbeiter hätten von "starken Schmerzen, Taubheitsgefühl und Benommenheit" berichtet. "Mehrfach mussten Verletzte via Rettungswagen in die umliegenden Krankenhäuser transportiert werden", heißt es von Verdi. Die Unfälle träten an allen Geräten der Gepäckkontrolle im Terminal auf und könnten bei Kontakt auch Passagiere treffen.
Die laut Verdi durch Stromschläge verletzten BER-Mitarbeiter arbeiten für den Dienstleister Securitas, der im Auftrag der Bundespolizei diese Kontrollen durchführt.
Flughafengesellschaft und Bundespolizei winken ab
Die Gewerkschaft fordert, die "Arbeit an den betroffenen Geräten sofort und so lange einzustellen, bis die technische Ursache für die Arbeitsunfälle gefunden und zweifelsfrei abgestellt ist", sagt Benjamin Roscher, der zuständige Landesbezirksfachbereichsleiter. Das käme einer Schließung des Terminals gleich.
Verdi sieht darin aber kein Problem, da am alten Flughafen Schönefeld – heute Terminal 5 – „reichlich Ausweichkapazitäten zur Verfügung“ stünden und aufgrund der Coronakrise das Passagieraufkommen ohnehin sehr niedrig sei.
Dagegen sehen Bundespolizei und die Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) für einen Abfertigungsstopp im BER keinen Grund.
„Die FBB steht mit der Bundespolizei seit dem vermehrten Auftreten der elektrostatischen Entladungen im engen Kontakt“, betonte FBB-Sprecher Hannes Hönemann. Die Bundespolizei habe verschiedene Maßnahmen ergriffen haben, „die bereits zu einer deutlichen Reduzierung der elektrostatischen Entladungen geführt haben.“
Man gehe davon aus, dass sich solche Vorfälle in Zukunft vermeiden lassen. „Vor diesem Hintergrund besteht keinerlei Notwendigkeit, die Sicherheitskontrollen am BER Terminal 1 auszusetzen.“
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Die Bundespolizei sieht nach eigenen Angaben kein gravierendes Problem bei der Sicherheit der Anlage. Man habe nach ersten Hinweisen die Maschinen Mitte Dezember überprüfen lassen. „Technische Mängel an den Anlagen der Kontrolltechnik konnten ausgeschlossen werden“, teilte die Berliner Direktion auf Anfrage mit.
Mitarbeiter sollen "ableitfähiges Schuhwerk" tragen
Nach erfolgter Überprüfung durch einen Sachverständigen für Elektrostatik habe es sich um „elektrostatische Entladungen“ gehandelt. „Diese führen in der Regel zu keinen Verletzungen, können jedoch Schreckreaktionen verursachen.“
Man habe den Mitarbeitern Hinweise gegeben, wie elektrostatische Aufladungen vermieden werden können. „Weiterhin wurden sogenannte Antistatik-Schlüsselanhänger ausgeteilt“, heißt es.
Insbesondere empfiehlt die Bundespolizei das Tragen „von ableitfähigem Schuhwerk.“ Und: „Mögliche Gegenmaßnahmen an den Luftsicherheitskontrollen können das Nutzen von ableitfähigen Böden und/oder Bodenunterlagen sowie regelmäßiges feuchtes Wischen des Fußbodens sein.“