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Immer noch kein Eröffnungstermin in Sicht, dafür weiterhin Chaos auf der Baustelle.
© dpa

Chaos auf der Baustelle: BER-Eröffnung womöglich erst 2014

Auf der Flughafen-Baustelle herrscht weiterhin Chaos. Die Probleme sind offenbar so eklatant, dass das "Szenario 2014" immer wahrscheinlicher wird. Auch eine Offenhaltung des alten Flughafens Schönefeld scheint möglich.

Berlin - Die Probleme auf der Baustelle für den neuen Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld sind offenbar außer Kontrolle geraten: Nach Tagesspiegel-Informationen wird ernsthaft erwogen, den neuen Flughafen erst im Frühjahr 2014 zu eröffnen – ganze zwei Jahre nach dem ursprünglichen Termin. Das bestätigten sowohl ranghohe Aufsichtsratskreise der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg als auch Mitarbeiter eines an der Planung beteiligten Büros. Nach der Verschiebung des Eröffungstermins hatten die Regierungschefs von Berlin und Brandenburg, Klaus Wowereit und Matthias Platzeck (beide SPD), zunächst den Herbst dieses Jahres als neuen Termin genannt, dann war nur noch vom Jahr 2013 die Rede. Am 16. September trifft sich der von Wowereit und Platzeck geführte BER-Aufsichtsrat, um über einen neuen Eröffnungstermin zu beraten. Wowereits Sprecher Richard Meng sagte am Sonntag dem Tagesspiegel: „Für Berlin ist der Zeitplan klar, Mitte September steht der Termin. Wer jetzt etwas anderes zu wissen glaubt, erzählt bewusst Unsinn.“ Eine Verschiebung auf 2014 sei nicht geplant. Am Montag äußerte sich auch Flughafensprecher Ralf Kunkel zu den Erkenntnissen des Tagesspiegels. Es handle sich um „ein krudes Sammelsurium von Vermutungen und Gerüchten“, die jeder Grundlage entbehrten, sagte er.

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Dagegen sagte ein hoher Vertreter aus Aufsichtsratskreisen dem Tagesspiegel, die Probleme hätten sich als so eklatant erwiesen, dass das „Szenario 2014 nun als sehr wahrscheinlich gilt. Das wird derzeit erarbeitet.“ Er bestätigte Informationen aus Planungsbüros. Grund seien unter anderem erhebliche Rückstände beim Bau. Es fehlten Detailplanungen für die einzelnen Firmen und Gewerke auf der Baustelle. Sie seien beim Wechsel der Planungsbüros nach der geplatzten Eröffnung bei den alten Büros geblieben. Daher herrsche nun in weiten Teilen Stillstand auf der Baustelle. „Viele Firmen wissen nicht, was sie wann anfangen sollen, und die Bauleitung auch nicht. Da herrscht, nach allem, was uns von der Baustelle berichtet wird, Chaos“, sagte er weiter.

Ein weiterer Grund: Da die in Teilen fehlkonstruierte Brandschutzanlage mitsamt überbelegten Kabeltrassen teilweise neu gebaut oder umgebaut werden muss, müsse ohnehin ein völlig neuer Zeitplan aufgestellt werden. Da der Umfang der nötigen Arbeiten an der Brandschutzanlage und die daraus resultierenden Folgen für den Innenausbau des Terminals noch unklar seien, könne auch kein realistischer Zeitplan für die Eröffnung erstellt werden. Sich nun auf das Jahr 2013 festzulegen, sei daher zu riskant, hieß es weiter.

Aus Sicht der Fluggesellschaften gäbe es aber nur zwei mögliche Termine im Jahr für eine Eröffnung des Flughafens: die Wechsel vom Winter- auf den Sommer- und vom Sommer- auf den Winterflugplan. „Wenn der Herbst 2013 als Termin für die Eröffnung zu eng wird, dann bleibt nur das Jahr 2014“, sagte ein Experte, der namentlich nicht genannt werden wollte.

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Als Folge aus den Fehlplanungen beim Bau des BER-Terminals wird auch ernsthaft geprüft, den alten Flughafen in Schönefeld nach der BER-Eröffnung nicht komplett zu schließen. Da wegen des Umbaus der Entrauchungsanlage im Terminal weitere Anlagen eingebaut werden müssten, werde noch mehr Platz für die Abfertigungsbereiche fehlen. Schon jetzt gilt das BER-Terminal als zu klein. Daher werde geprüft, im alten Terminal Passagiere von Billigfliegern abzufertigen. Wowereit muss am Donnerstag im Berliner Abgeordnetenhaus über den Stand auf der BER-Baustelle informieren. Auf Antrag der Grünen, Linken und Piraten soll auch ein Untersuchungsausschuss zum Flughafenskandal eingesetzt werden. (mit dapd)

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