zum Hauptinhalt
Update

Berliner Flughäfen: BER-Chefs setzen auf Mehdorn - und Schönefeld-Alt

Für Mehdorns Pläne, das alte Schönefeld-Terminal auch nach der Eröffnung des Großflughafens offen zu halten, gibt es die volle Unterstützung des Aufsichtsrats. Weitere Ergebnisse brachte die heutige Tagung des Gremium nicht - auch nicht bezüglich eines Eröffnungstermins.

Viel Kritik hat Hartmut Mehdorn auf sich gezogen, nach seinen abrupten Absagen des Testbetriebs am Nordpier und der Sanierung der Nordbahn. Doch für seinen neuesten Schönefeld-Plan, dauerhaft den alten DDR-Zentralflughafen als Billigflieger-Abfertigungshalle des künftigen BER weiter zu nutzen, gibt es Unterstützung vonseiten des Aufsichtsrats. „Ja, ganz klar!“, sagte Staatssekretär Rainer Bomba (CDU) aus dem Bundesverkehrsministeriums, der den Projektausschuss des Aufsichtsrats leitet, am Freitag. Zuvor hatte das Gremium in einer kurzfristig anberaumten viereinhalb Stunden langen Sitzung mit Mehdorn in Tegel getagt. Der soll nun bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung am 11. April eine seriöse Kostenrechnung vorlegen, wie teuer die Sanierung des alten Terminals wird. Aufsichtsratschef Klaus Wowereit (SPD), der an der Sitzung teilnahm, äußerte sich nicht, sondern verwies auf Bomba.

Der hob das rasante Wachstum der Passagierzahlen an den Berliner Flughäfen hervor, mit dem bei Beginn der Planungen für den BER nicht zu rechnen gewesen sei. „Es ist klar, dass wir irgendwann an Kapazitätsgrenzen stoßen.“ Für diesen Fall ist eigentlich der Bau eines so genannten Satelliten, eines zweiten Terminals, geplant, der allerdings rund eine Milliarde Euro kosten könnte und Zeit beanspruchen würde. Und die wird knapp. „Hätten wir Schönefeld/Alt als BER-Terminal Zwei, hätte das den Charme, dass wir mit dem Bau des Satelliten noch warten könnten“, sagte Bomba.

Mehdorn erwartet 2016 30 Millionen Passagiere

Der BER ist aktuell auf 27 Millionen Passagiere ausgelegt, doch 2013 wurden an den Berliner Airports Tegel und Schönefeld-Alt bereits 26,3 Millionen Passagiere abgefertigt. Bereits 30 Millionen Passagiere erwartet Mehdorn für 2016, das aktuell wahrscheinlichste Eröffnungsjahr – das auch das Jahr der Berlin-Wahl sein wird. Im alten Interflug-Terminal können rund 7 Millionen Passagiere pro Jahr abgefertigt werden.

Die Unterstützung für Mehdorns jüngsten Plan war das einzige konkrete Ergebnis der Sitzung des Projektausschusses, der für Technik und Bau zuständig ist – und damit für die Hauptprobleme des Pannen-Airports. Mitglieder des Ausschusses sind Bomba, Wowereit und Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke), so dass die drei staatlichen Flughafeneigner jeweils prominent vertreten sind.

Der Aufsichtsrat selbst tagte zuletzt im Dezember, die nächste Sitzung ist erst für den 11. April geplant. Das Treffen des Ausschusses wurde deshalb vorgezogen, um auf die jüngsten Ereignisse reagieren zu können. Und trotz der Schönefeld-Einigkeit ging es noch einmal zur Sache. Bereits vor Beginn hatte Bomba seinem Ärger über Mehdorn lautstark Luft gemacht. Er brauche „keine Nebenkriegsschauplätze“, sei „etwas sauer“ und wolle endlich Klarheit über Eröffnungstermin und Kosten. „Wir wollen wissen, wann der Flughafen fertig wird und wie teuer er wird“, sagte Bomba. Darauf hätten auch die Bürger ein Recht, es gehe zudem um Deutschlands Ansehen im Ausland.

Bekanntgabe des Eröffnungstermins erst 12 Monate vor Inbetriebnahme

Doch Bomba erreichte in dieser Hinsicht nichts. Nach der Sitzung wiederholte er seine Forderung nicht. „Wenn man sich ausgesprochen hat, dann hat man wieder mehr Verständnis“, erklärte Bomba – und lobte Mehdorn als „exzellenten Manager“, dem manchmal „etwas herausrutsche“, der aber ein „netter Kerl“ sei. In der Sache sei der Flughafenchef bei seiner Position geblieben, einen Eröffnungstermin erst 12 Monate vor Inbetriebnahme bekannt zu geben. Erst dann gebe es die nötige Sicherheit. Der Konflikt schwelt damit weiter. „Wir haben das zur Kenntnis genommen. Wir nehmen das mit in den Aufsichtsrat“, sagte Bomba.

Viele Nachfragen hatten die Aufsichtsräte auch zum Stillstand beim Weiterbau des Hauptterminals, zu den Rückständen und Verzögerungen beim Versuch, die Brandschutzanlage funktionstüchtig zu machen. „Auf der Baustelle wird gearbeitet, Siemens arbeitet“, sagte Bomba. Das habe Mehdorn glaubhaft erklärt. Der für die Entrauchung zuständige Siemens-Konzern hatte im Herbst als Zusatzauftrag auch die Steuerung der Frischluftzufuhr im Brandfall übernommen. Siemens braucht 18 Monate, kann aber erst nach Flughafen-Vorleistungen loslegen, was sich immer wieder verzögerte. Nun läuft wohl der 18-Monate-Countdown.

Thorsten Metzner, André Görke

Zur Startseite