Flughafen BER und seine Eigentümer: BER-Aktionismus aus Hilf-, Rat- und Ahnungslosigkeit
Die Gesellschafter des BER kreisen um ein schwarzes Verantwortungsloch. Und weil alle sich drücken, ist immer Hartmut Mehdorn schuld - an allem. Wie praktisch! Ein Kommentar.
Für die BER-Gesellschafter ist Hartmut Mehdorn eigentlich ein Segen. Nichts und niemand lenkt besser ab von den wahrhaftig kapitalen Fehlern und fatalen Versäumnissen, die von den wechselnden und wechselhaften sogenannten Verantwortlichen von Bund, Brandenburg und Berlin jeweils für sich und ebenso im Verhältnis zueinander aufgetürmt wurden. Mehdorn ist schuld, an allem und sowieso, das funktioniert immer, darauf ist Verlass. Seine Wutbriefe an die Gesellschafter, in denen er sich bitter über mangelndes Vertrauen und übergriffiges Verhalten beklagt, sind in ihrem zur Schau gestellten, lautstarken Auskunftsverweigerungstrotz zwar unter aller Kanone, aber durchaus willkommen. Gäbe es sie nicht, stünde heute nur ein einziges Thema auf der BER-Tagesordnung: das schwarze Verantwortungsloch, um das die Gesellschafter kreisen.
Dass alle das Gleiche wollen - war nie Wirklichkeit
Und so sieht’s aus, wenige Tage vor der nächsten Sitzung des Aufsichtsrats: Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke will sich einen schlanken Fuß machen und gar nicht in das Gremium, auch kein Minister soll sich besudeln. Berlins neuer Regierender Bürgermeister Michael Müller will nicht Vorsitzender werden wie sein Vorgänger Klaus Wowereit, aus dem Bundesbauministerium erst recht niemand. Die Frage, ob der Posten politisch oder professionell besetzt wird, ist offen, die Abgrenzung der Rollen von Eigentümern und Kontrolleuren unklar, die Haltung der Eigentümer untereinander strittig. Dass alle das Gleiche wollen und auch das Gleiche dafür tun, war immer nur Wunsch, aber nie Wirklichkeit.
Die Erwartung ans Management, dass endlich die mehr als dreitausend Kilometer falsch verlegter Kabel aus den Schächten gezogen und neu verlegt werden, ist berechtigt. Aber ebenso wichtig wäre es, dass die Eigentümer ihr Interessengestrüpp sortieren und ihre Verantwortung wahrnehmen. Wahrscheinlicher aber ist, dass lieber wieder Mehdorn schuld ist an allem. Das bedeutet nach der politischen Logik, seinen Vertrag nicht zu verlängern und einen neuen Schuldigen zu suchen, also: Aktionismus aus Hilf-, Rat- und Ahnungslosigkeit.