Imagekampagne: "be Berlin" - geklauter Slogan ?
Vergangenen Sommer startete eine Imagekampagne für Berlin. Kreative Köpfe waren aufgerufen, dem Senat ihre Ideen für die Kampagne zu schicken. Vor knapp einer Woche präsentierte Klaus Wowereit den Sieger. Der Gewinner-Slogan habe verdächtige Ähnlichkeit mit ihrem Vorschlag, wirft eine Bewerberin dem Senat vor.
Die Imagekampagne der Hauptstadt "be Berlin" läuft seit der Präsentation des regierenden Bürgermeisters, Klaus Wowereit (SPD), auf Hochtouren. "sei jung, sei forsch, sei Berlin" oder "sei Stadt, sei Wandel, sei Berlin" heißt es auf den Plakaten in der Stadt oder in kurzen Werbefilmen, im Fernsehen und im Internet. "be Berlin" ist in aller Munde.
Doch wo Erfolg ist, kann es auch Neider geben. Die junge Grafikerin Andrea Horn beschuldigt den Senat und Berlin Partner GmbH, die die Ausschreibung koordiniert hat, ihre Idee geklaut zu haben. In einem Interview auf der Webseite "Werbeblogger.de" erzählt Horn, dass sie im Oktober 2007 dem Aufruf des Senats gefolgt sei und zusammen mit ihrem Partner Marc Arroyo ein Konzept eingeschickt habe. Damit war sie eine von 300 Teilnehmern des Ausschreibens.
900 Vorschläge für Slogan - vier Gewinner
Der Werbeslogan der beiden lautet: "Just be.rlin". Eine ihrer Begriffsreihen: "Be.Northern, Be.Western, Be.Eastern. Be.Southern, Just.be.rlin". Der "Grundstein" der Idee ist es, die Dynamik und Vielseitigkeit Berlins aufzuzeigen. Die Ähnlichkeit lässt sich auf den ersten Blick nicht abstreiten. "Die Vorschläge von Frau Horn waren alle auf englisch, die Kampagne läuft aber auf deutsch", sagt Jochen Pläcking. Er ist der Berater des Senats und war gleichzeitig Vorsitzender des Kreativteams des Wettbewerbs. Außerdem sollen die Wortspiele der Kampagne polarisieren. Das sei bei den Vorschlägen Horns nicht der Fall. Der Vorwurf des Ideenklaus sei "an den Haaren herbeigezogen", sagt Pläcking.
Es wurden 300 Konzepte eingereicht und 900 Vorschläge für den Slogan. Der Vorschlag von Horn sei zwar ähnlich, aber es gab eben vier Gewinner, die genau "be Berlin" eingereicht hatten. Der Gewinn von 70.000 Euro wurde aufgeteilt. Eine weitere Ähnlichkeit zwischen Horns Konzept : Das Logo. Statt eines grau-weißen Logos, wie der Vorschlag Horns war, ist das offizielle Logo rot-weiß - "die Farben der Stadt", wie Pläcking erklärt. Das Berlin-Logo war vor dem Wettbewerb vorgeben. Dass es da ähnliche Vorschläge gibt, kann passieren. Aber geklaut wurde definitiv nicht, versichert Pläcking. Die Unterschiede von Horns Konzept gegenüber den Gewinnern seien eindeutig. Die Agenturen hätten auch keine Chance gehabt, die Einsendungen der andern einzusehen.
Unprofessioneller Wettbewerb
Andrea Horn holt noch weiter aus. Der Wettbewerb und auch die Organisation seien unprofessionell abgelaufen. Jochen Pläcking habe mit seiner Agentur Teile des Wettbewerbs gewonnen. Seinen Aussagen zufolge hat er aber keine Agenutur, die sich mit Marketing beschäftigt, sondern eine Unternehmensberatung. Er ist als Berater für den Senat tätig und hat zusammen mit der Berlin Partner GmbH den Wettbewerb betreut.
Es wurden zudem je 70.000 Euro für Konzeption und Grafik vergeben. Pläcking war einer der wenigen, der die Einsendungen zuerst gesehen hat. "Erst einen Tag nach Ausschreibungsende wurde die Einsendungen geöffnet", sagte er. Seitdem liegen sie dort. Es habe keine Möglichkeit gegeben, die Vorschläge der anderen einzusehen. Der Wettbewerb sei fair abgelaufen. "Da ist eine junge Kreative enttäuscht, dass jemand eine ähnliche Idee hatte, sie aber kein Geld bekommen hat". Andrea Horn habe mittlerweile eine Einladung erhalten. Sie könne sich die Einsendungen der Gewinner-Agenturen nächste Woche im Rathaus anschauen und sich selbst davon überzeugen, dass ihre Idee nicht geklaut wurde.
Tina Bernstein
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