zum Hauptinhalt
Da Lehrernachwuchs im Süden nicht gebraucht wird, versuchen nun viele ihr Glück in Berlin.
© dpa

Lehrermangel in der Hauptstadt: Bayerische Lehrer zieht es nach Berlin

Etliche Junglehrer werden in Bayern nicht gebraucht, ganz anders sieht es da in Berlin aus: Hier werden händeringend Lehrer gesucht. Und so suchen bayerische Lehrer nun ihr Glück in der Hauptstadt.

Schön ist es in Erlangen. „Tolle Landschaft, nette Menschen“, erzählt Antje Vogel auf dem Weg zu ihrem Gymnasium in der bayerischen Universitätsstadt. Gern wäre sie hier geblieben, hätte ihre Lehrerlaufbahn hier fortgesetzt, nachdem sie gerade ihr Examen mit der Note 1,55 bestanden hat. Aber daraus wird nichts: Die Bayern brauchen sie nicht. Und deshalb sucht die 31-jährige Deutschlehrerin jetzt eine Arbeit in Berlin. Die Berliner Bildungsverwaltung hat die bayerischen Referendare explizit eingeladen, sich zu bewerben.

Antje Vogel ist nicht die einzige bayerische Lehrerin, die jetzt ihr Glück in Berlin sucht: Mehr als 600 fertig ausgebildete Referendare von Gymnasien bekamen in den vergangenen Tagen die Nachricht, dass in Bayern kein Platz für sie ist. Darunter sind etliche, die bereit wären, nach Berlin zu wechseln, hat die gebürtige Potsdamerin festgestellt. Auch „richtige“ Bayern seien darunter. Nicht alle hätten ein negatives Bild von Berlin, so dass ein Wechsel nicht infrage käme.

„In meinem Gymnasium gibt es vielleicht weniger soziale Probleme als an Berliner Schulen. Aber dafür gibt es hier eben andere Herausforderungen“, wehrt Antje Vogel die Vermutung ab, dass es in Bayern so viel leichter sei, als Lehrerin zu arbeiten. So führe der hohe Leistungsdruck zu anderen Problemen als man sie in Berlin kennt.

Nach der Absage aus dem bayerischen Kultusministerium ist sie ganz schnell nach Berlin gefahren, um sich bei der ersten Schule vorzustellen. Aber dort wird es wohl nichts werden. „Die Berufsschule befürchtet wohl, dass Gymnasiallehrer mit zu hohen Erwartungen an die Unterrichtsinhalte und die sprachlichen Möglichkeiten der Schüler kommen“, berichtet sie. Darum werde die Schule vermutlich auf eine richtige Berufsschullehrerin warten. Auch beim zweiten Berliner Versuch hatte sie kein Glück: Die Schule wollte erst mal nur die Bewerber mit einer glatten Eins einladen. „Denn die hatten schon zu viele Bewerber“, sagt die Erlangerin.

Schlechte Noten im Staatsexamen? Darauf kann bei einigen Fächern nicht geachtet werden

Anders ist die Situation allerdings in Fächern wie Englisch, Mathematik, den Naturwissenschaften oder auch bei der Sonderpädagogik. Hier werden auch Bewerber mit wesentlich schlechteren Noten genommen, weil der Bedarf nicht gedeckt werden kann. Zudem greift die Bildungsverwaltung zu Notlösungen wie Seiteneinsteiger ohne Staatsexamen. Sie können dann bei voller Bezahlung ein berufsbegleitendes Referendariat machen. Aber auch mit diesem Notbehelf konnten 2013 nicht alle Plätze besetzt werden.

Nur ein Bruchteil der Lehrer erscheint zu den Vorstellungsterminen

Noch schwieriger wird es 2014. Wie berichtet, ist zu den bisherigen Vorstellungsterminen nur ein Bruchteil der Geladenen erschienen. Die Gewerkschaften vermuten, dass viele Junglehrer in andere Bundesländer gegangen sind, denn ein Personalüberhang wie an den bayerischen Gymnasien ist bundesweit nicht die Regel. Vor allem an Sonderschullehrern fehlt es bundesweit bis 2025. Und auch für Informatik und Naturwissenschaften wird es weiterhin einen großen Bedarf geben. Anders sieht es für Deutschlehrer aus. Das weiß auch Antje Vogel. Und deshalb wird sie bei den Bewerbungen nicht wählerisch sein.

Zur Startseite