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Schöne alte Schule, absturzgefährdetes Mauerwerk: Der Haupteingang des Lilienthal-Gymnasiums ist mit einem Gerüst gesichert.
© privat

Adventskalender: Marode Schulen in Berlin: Baustelle Gymnasium: Volleyball zwischen Schimmelwänden

"Einstürzende Schulbauten" heißt ein Adventskalender, in dem Eltern täglich eine Schule anprangern. Heute: das Lilienthal-Gymnasium in Lichterfelde.

Advent, Advent . . . eine Ungeheuerlichkeit nach der anderen aus Berlins maroden Schulen kann man derzeit Tag für Tag nachlesen im Adventskalender des Bezirkselternausschusses Steglitz-Zehlendorf. Bis Heiligabend öffnen die Eltern in ihrem Blog "Einstürzende Schulbauten" Türchen mit haarsträubenden Beispielen kaputter Schulen.

Der Tagesspiegel unterstützt ihre Aktion. Wir veröffentlichen gleichfalls täglich online und in der gedruckten Ausgabe, was der Kalender so alles anprangert. Heute das dritte Türchen:

Das Lilienthal-Gymnasium in Steglitz-Lichterfelde

Schimmel in den Wänden, Fenster mit bröselnden Gummidichtungen, Toiletten mit Wänden aus getünchter Pappe, die seit langem nicht nur extrem unhygienisch aussehen. In einer solchen „Bruchbude“, wie die Schüler ihre Sporthalle bezeichnen, wird am Lilienthal-Gymnasium seit Jahren Volleyball gespielt oder am Reck geturnt.

Anfang 2015 dann ein Hoffnungsschimmer: 300 000 Euro wurden vor allem zur Sanierung des Sanitärbereiches genehmigt. Doch Pustekuchen. Bisher kam kein einziger Handwerker. Kurz vor den Sommerferien erhielt die Schulleitung stattdessen einen Brief vom zuständigen Stadtrat. Darin teilte er mit, dass die Bauarbeiten aufgrund von Personalengpässen nicht in der Urlaubszeit starten könnten. Und inzwischen heißt es, die Planungen würden frühestens im Herbst beginnen, dann könnten im Frühjahr 2016 die ersten Arbeiter anrücken.

Die Deckenplatten sind gesundheitlich bedenklich

Aber das war und ist längst nicht der einzige Ärger. Ein eindrucksvolles Beispiel, mit wieviel Desinteresse von Seiten der Politik sich Schüler, Eltern und Lehrer ständig herumschlagen müssen, ist die Geschichte der Deckenplatten.

Wie in vielen Schulgebäuden wurden auch im Lilienthal-Gymnasium sogenannte KMF-Platten aus künstlichen Mineralfasern verbaut, die 2013 untersucht und für gesundheitlich bedenklich eingestuft wurden. Also sollten sie rasch beseitigt werden, was in einigen Räumen auch umgehend geschah.

Unterricht auf einer Baustelle

Danach aber passierte nichts mehr. Erst während der Sommerferien dieses Jahres wurden die Platten dann endlich weiter ausgebaut. Als die Schüler aber danach in die Räume zurückkamen, trauten sie ihren Augen nicht. Die alten Platten waren zwar weg, aber es hingen keine neuen Platten an der Decke und auch keine Beleuchtung.

Warten auf neue Deckenplatten. Das dauert . . .
Warten auf neue Deckenplatten. Das dauert . . .
© privat

Unterrichtet wurde fortan auf einer Baustelle, was zur Folge hatte, dass die solarbetriebenen Taschenrechner wegen des wenigen Lichts nicht funktionierten. Schließlich besorgte der Hausmeister Baulampen. Erst vor den Herbstferien bekamen die Decken wieder neue Platten und Lampen.

In einem Flur hängen jedoch noch immer teils brüchige KMF-Platten. Und ein letzter alltäglicher Frust: Der gründerzeitliche Haupteingang des Gymnasiums ist durch ein Gerüst gesichert. Das Ziegeltürmchen, das ihn krönt, neigt sich nach vorne.

Es können sich noch weitere marode Schulen am Kalender beteiligen. Kontakt: vorstand@bea-sz.de

Lesen Sie alle Folgen des Adventskalenders hier:
1. Dezember: Knöterich in Alt-Lankwitz

2. Dezember: In Kaulsdorf müssen Kinder zwei Jahre mit dem Bus pendeln

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