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Das Einheitsdenkmal in Mitte ist schon lange in Planung.
© Simulation: Milla & Partner/Sasha Waltz/dpa

Fledermäuse und Behördenchaos: Baubeginn bei der Einheitswippe frühestens im Frühjahr 2020

Ein Spatenstich 2019 ist nahezu ausgeschlossen. Die Baugenehmigung wurde aber um ein Jahr verlängert.

Wenigstens das größte aktuelle Problem für die Bauherrin ist beseitigt: Die Baugenehmigung für das Einheits- und Freiheitsdenkmal auf dem Schlossplatz ist am 12. September um ein Jahr bis 12. September 2020 verlängert worden. Diese Bauherrin der symbolträchtigen so genannten Einheitswippe ist die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters (CDU).

Ohne Verlängerung wäre die Baugenehmigung am heutigen Freitag ausgelaufen. Die Information über die Frist-Verlängerung ist im behördeninternen Kommunikationswirrwarr aber liegen geblieben. Die Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz (BLN), die zwingend zum Artenschutz Stellung nehmen musste und in der sieben Naturschutzverbände organisiert sind, wusste bis Donnerstagmittag offiziell nichts von der Verlängerung.

Die BLN lehnte es deshalb noch am 17. September ab, dass die Fledermäuse, die im Gewölbe des Sockels des geplantes Denkmals leben, jetzt umgesiedelt werden. Denn das als Winterquartier–Ersatz vorgesehene Wasserwerk Köpenick sei derzeit nicht artengerecht als Alternativstandort eingerichtet.

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Aber schon jetzt ist fast sicher, dass 2019 nicht mit dem Bau begonnen werden kann. Die Oberste Naturschutzbehörde hatte zwar am 9. September erlaubt, die Einflugschneisen des Gewölbes zuzuhängen, um zu verhindern, dass Fledermäuse wieder reinfliegen und sich dort in ihrem Winterquartier einrichten – eine Klappe soll ermöglichen, dass Tiere, die im Gewölbe sind, herausfliegen können –, doch die Umsetzung dieser Schließung ist technisch so anspruchsvoll, dass sie bis mindestens Mitte nächster Woche dauert.

Fledermaus-Experte: Ab Oktober nicht mehr am Gewölbe arbeiten

Der Fledermaus-Experte Carsten Kallsch, der den Schutz der Tiere als Gutachter im Auftrag der Bauherrin begleitet, hat empfohlen, dass ab Oktober nicht mehr am Gewölbe gearbeitet werden darf. Die Oberste Naturschutzbehörde, die letztlich in solchen Fällen die Entscheidung trifft, folgt in aller Regel den Empfehlungen des jeweiligen Gutachters.

Denn im Oktober beginnt der Winterschlaf der Tiere. Bis spätestens Ende September also müssten die Fledermäuse ein Ausweich-Winterquartier zur Verfügung haben. Als Alternative ist zwar das Wasserwerk Köpenick im Gespräch, aber das gehört den Berliner Wasserwerken, und bis jetzt gibt es keine schriftliche Vereinbarung zwischen Wasserwerken und Grütters über die Nutzung als Winterquartier.

Mit so einer Vereinbarung ist bis Ende September auch nicht mehr zu rechnen. Selbst wenn also die Einflugschneisen zugehängt werden sollten, müssten die Planen am 1. Oktober wieder geöffnet werden. Da Fledermäuse erst etwa im Mai aus ihrem Tiefschlaf erwachen, ist mit einem Baubeginn frühestens im Frühjahr 2020 zu rechnen.

Das ist nicht das einzige Problem. Der Generalunternehmer des Denkmalbaus, die „Arbeitsgemeinschaft Milla und Partner“, möchte die von Kallsch als Artenschutz-Kompensationsmaßnahme empfohlene „Uferrenaturierung Plänterwald“ nicht umsetzen. Aus Sicht von „Milla und Partner“ sind die Kosten „in Höhe eines geringen bis mittleren Millionenbetrags unzumutbar“.

Nach Tagesspiegel-Informationen kostete die Renaturierung zwei Millionen Euro. Vor sechs Jahren, als die Planungen begannen, wurden die Kosten noch, allerdings grob kalkuliert, auf rund eine Million geschätzt.

Was wäre die Alternative zum Plänterwald? Zu Beginn der Planungen war mal das Wasserwerk Tegel im Gespräch, aber diese Idee wurde bald wieder abgehakt, weil die Berliner Wasserwerke dagegen waren. Doch einen anderen Alternativstandort gibt es nicht, den müsste man suchen. Und das kann bis Ende 2020 dauern.

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