Berlin-Mitte: Baubeginn am Checkpoint Charlie soll am 9. November 2019 sein
Das Planungsverfahren geht voran: Entwickler sehen einen Meilenstein im Gespräch mit dem Senat erreicht. Nächstes Jahr soll die Grundsteinlegung schon beginnen.
Im Streit um die Entwicklung des Checkpoints und die Nutzung der Brachen an der Friedrichstraße hat sich der „Verein Zentrum Kalter Krieg – Ausstellung am Checkpoint Charlie“ für „einen zeitnahen Museumsbau“ unter Beteiligung der Firma Trockland ausgesprochen, die sich den Zugriff auf die Flächen sichern will. Der Vorsitzende des Vereins und frühere Berliner Gedenkstätten- und Museumsreferent Rainer Klemke lehnt einen öffentlichen Ankauf der Flächen und eine völlige Neuplanung für den Standort, wie es am Verfahren beteiligte Experten am Mittwoch im Tagesspiegel gefordert hatten, ab. Das würde das Projekt um „mindestens zehn weitere Jahre“ zurückwerfen.
Klemke hat am Checkpoint eine Bildergalerie zum früheren Grenzkontrollpunkt und der Konfrontation der damaligen Großmächte USA und UdSSR eingerichtet sowie die „Black Box“ des Forums für Geschichte und Gegenwart initiiert, die mit 80.000 zahlenden Besuchern jährlich rentabel sei und ein Vorläufer des neu geplanten Museums. Dieses soll 3000 Quadratmeter in Räumen des Bauherrn mieten. Zur Debatte über die Planung sagt Klemke: „Wir müssen den ganzen Bereich des Checkpoints bis in die Straßen hinein farblich kennzeichnen.“
Zeitgeschichtliche Berliner Museumslandschaft
Für die zeitgeschichtliche Berliner Museumslandschaft sei der Neubau ein „Schlussstein“ mit der Besonderheit, das am Checkpoint die jüngere auswärtige Klientel „eingefangen werde“ mit Bildern und Geschichte von der Konfrontation der Großmächte im Kalten Krieg, der Spionage der CIA vom Café Adler und der Stasi von den Wohnungen in der Mauerstraße aus, sowie den Austausch von Gefangenen. Das Museum diene mit Verweisen auch als Lotse in andere Häuser: das Alliierten-Museum, das deutsch-russische Museum in Karlshorst oder das Deutsche Historische Museum.
Klemke zufolge habe sich die Firma Trockland auf die Diskussion über den Standort eingelassen und einen darauf aufbauenden Wettbewerb, den die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung initiierte. Deshalb bestehe erstmals seit Jahren die Chance auf eine zügige Realisierung des Ensembles. Konrad Jarausch, früherer Direktor des Potsdamer Zentrums Zeithistorischer Forschung warnte zugleich: „Es muss das Ziel bleiben, eine ebenso städtebaulich befriedigende wie auch wirtschaftliche Lösung zu finden“.
Vor dem Verlust genau dieses Gleichgewichts hatten die am Verfahren beteiligten Experten Theresa Keilhacker vom Rat für Stadtentwicklung Berlin und Christoph Sommer, Doktorand an der Humboldt-Universität, am Mittwoch gewarnt. Anlass war die Ausstellung von sieben Städtebaulichen Entwürfen an diesem Donnerstag.
Grundsteinlegung am 9. November 2019
Eine Sprecherin von Trockland sagte: Die sieben städtebaulichen Entwürfe, die am Donnerstag vorgestellt werden, seien „Ideen“ und auch „Leitfaden“ für ein Team von „Obergutachtern“. Beim Städtebau geht es anders als bei Architekturentwürfen vor allem um – vereinfacht gesagt – die Verteilung der Baufläche auf eine Brache, also die Entscheidung wo welche Gebäude mit welchem Volumen und welcher Höhe sowie Straßen, Wege und Grün- und Frei-Flächen dazwischen entstehen. Ein nachfolgender zweiter Wettbewerb entscheidet dann über das „Kleid“ der Neubauten, die Architektur.
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Zum Streit über die Absichtserklärung, die der Senat mit Trockland unterzeichnete, hieß es: „Der Letter of Intent ist eine ernsthafte Absichtserklärung, welche nach sehr langen Verhandlungen herbeigeführt wurde“. Mit dem Senat sei auf dieser Grundlage „Meilensteine“ festgelegt worden, die eine Grundsteinlegung noch „zum 30. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November 2019“ möglich mache.
Zum bereits durchgeplanten, umstrittenen „Hard Rock-Hotel“ hieß es bei Trockland, die erste Planung habe auf einem Bauvorbescheid aus dem Jahr 2013 gefußt. „Im Rahmen des städtebaulichen Workshopverfahrens wird die Planung für das Hotel entsprechend aktualisiert.“ Die Mutmaßung, dass die Firma vor allem die Erarbeitung baureifer Planung anstrebe, um die Flächen dann liegen zu lassen oder mit hohem Gewinn an Dritte verkaufen zu können, wies die Trockland-Sprecherin zurück: „Nein, das ist nicht richtig. Es entspricht unserer Firmenphilosophie, das Bauvorhaben im Portfolio von Trockland zu behalten.“
Zurzeit ist die Firma nicht Eigentümerin des Baulands, sie sicherte sich aber Forderungen in Millionenhöhe aus der Insolvenz des früheren Entwicklers CEDC. Die Verpflichtung zum Bau eines Museums steht im Grundbuch. Der Senat fordert den Bau von Wohnungen und will freie Flächen erhalten.
Sieben Entwürfe für Neubauten am Checkpoint sind ab diesem Donnerstag im Rohbau „Charlie Living“, Zimmerstraße 92, zu sehen: Do-Fr 17-20 Uhr, Sa 12-20 Uhr.