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Kein Vorplatz, nirgends. Dafür gibt es ein Jahr nach Eröffnung des Ostkreuzes viel Sand und viele Zäune. Erst 2022 sollen die Flächen gepflastert und begrünt werden.
© Jörn Hasselmann

Keine Vorplätze, keine Straßenbahn: Bauarbeiten um den Bahnhof Ostkreuz verzögern sich

Vor einem Jahr wurde der Bahnhof Ostkreuz mit einer großen Feier eröffnet. Doch bisher sind weder die Vorplätze fertig, noch fährt die Straßenbahn.

Bauzäune, Müll und Fahrradleichen: Vor einem Jahr hat die Bahn den Bahnhof Ostkreuz mit einer großen Feier eröffnet. Rundherum passiert nichts. Das Land Berlin hat noch keinen der Vorplätze fertig gestellt. Und die Bahn hat auch keine Hoffnung, dass sich schnell etwas bessert.

„Eine Ausführung ist nicht vor 2022 zu erwarten“, teilte die Bahn auf Anfrage des Tagesspiegels mit. Es seien „noch nicht alle Planungs- und Umsetzungsfragen geklärt“, hieß es weiter.

Zwölf Jahre, von 2006 bis 2018, hatte die Bahn den größten Umsteigeknoten Berlins komplett neu gebaut. Täglich halten hier mehr als 1500 Züge, damit ist das Ostkreuz Deutschlands Bahnhof Nummer 1. Täglich steigen hier 125 000 Menschen ein, aus oder um. Im Dezember 2018 kam zur Feier des Tages sogar Bahnchef Richard Lutz mit einem Sonderzug vorbei.

Berlin hatte also viel Zeit, passiert ist fast nichts, weder fährt die Straßenbahn, noch gibt es Fahrradständer, und auch die Anbindung nach Lichtenberg fehlt. Im Sommer 2015 hatte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung den Gewinner des Wettbewerbs zur Gestaltung der Vorplätze bekannt gegeben. Es sei ein „gestalterisch attraktiver, in das Stadtbild integrierbarer Entwurf“ entstanden.

Das größte Manko: Die Straßenbahn fährt immer noch nicht zum Bahnhof

Integriert wurde bislang nichts, im Gegenteil. Alle Sandflächen rund um den Bahnhof wurden mit Metallzäunen abgetrennt. Die Wege sind nur provisorisch mit grobem Asphalt oder Lochsteinen belegt. Eine Anbindung in den Lichtenberger Kiez Victoriastadt für Fußgänger und Radfahrer gibt es immer noch nicht. 2016 hatte direkt am Bahnhof eine große Jugendherberge eröffnet, doch deren Besucher müssen weite Umwege laufen.

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Der Stillstand soll dem Vernehmen nach durch Fehler in der Planung verursacht worden sein: Die Regenwasserentwässerung auf den Vorplätzen sei nicht richtig dimensioniert. Größtes Manko ist aber: Die Straßenbahn fährt immer noch nicht zum Bahnhof.

Bisher liegen die Schienen in der Boxhagener Straße, 400 Meter vom Ostkreuz entfernt. Für Umsteiger ist das unattraktiv. Schon das Straßenbahnkonzept für Berlin aus dem Jahr 1993 wollte die Tram durch die Sonntagstraße direkt zum Ostkreuz führen und direkt an den Bahnsteigen vorbei und weiter zur Marktstraße. 2013 hatte sich der Senat dann offiziell für diese Strecke entschieden, nach mehrjährigen Diskussionen mit Anwohnern.

Derzeit wird das Jahr 2022 als Eröffnungsjahr genannt. Sicher ist das nicht, sicher ist nur, dass bislang alle Termine gerissen wurden. 2013 war 2016 genannt worden und 2017 das Jahr 2020. Nach Einschätzung des Fahrgastverbands Igeb ist auch der neueste Zeitplan der BVG „eher theoretischer Natur“. Denn sicher werden die Anwohner der Sonntagstraße gegen die Pläne klagen, bislang ist jedoch noch nicht einmal der Planfeststellungsbeschluss da.

Anwohner protestierten gegen Tramstrecke

Die Anwohner protestieren, weil hundert Autoparkplätze wegfallen sollen. Diese seien wichtiger als das schnelle Fortkommen von zehntausenden Fahrgästen. Im Dezember 2018 hatte der zuständige Planer der Verkehrsverwaltung von „unserer Problemstrecke“ gesprochen.

Mehr als 1000 Einwendungen seien eingegangen gegen das 13-Millionen-Euro-Projekt. Bei den anderen beiden Strecken nach Moabit und in Adlershof, die Rot-Rot-Grün in dieser Legislaturperiode fertig stellen wollte (aber nicht fertigstellen wird), hatte es nur 30 bis 40 Einwendungen gegeben.

Gut ein Jahr nach Fertigstellung der Station Ostkreuz will die Bahn demnächst auch das historische Empfangsgebäude wieder eröffnen, ebenfalls verspätet. Ein mittlerweile verschimmelter Aushang am Bauzaun bittet darum, angekettete Fahrräder „bis 20.06.2019 vom Zaun zu entfernen“.

Noch kein Brandschutzkonzept für historisches Empfangsgebäude

In dem alten Gebäude soll es auch Toiletten geben. Vor wenigen Wochen hatte die „Senior Research Group“, ein Zusammenschluss von Rentnern, der von der TU Berlin unterstützt wird, das Ostkreuz getestet. Im Bericht werden fehlende Toiletten, defekte Aufzüge aber auch fehlende Hinweise auf Feuermelder und Evakuierungspläne bemängelt.

Die Bahn bestätigte dem Tagesspiegel, dass „das abschließende Brandschutzkonzept sich noch in der Abstimmung befindet“. Deshalb gebe es noch keine Feuermelder und keine Aushänge mit „Flucht- und Rettungsplänen“. Wann der Bahnhof auch sicherheitstechnisch fertig sein soll, teilte die Bahn nicht mit. Nur dies: „Nach erfolgter Abstimmung sind diese Maßnahmen noch umzusetzen.“

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