Baustelle Berlin: Band des Bundes wird vollendet
Ein 39-jähriger Architekt gewinnt den Wettbewerb für das Luisenviertel – Berlins nächster Großbaustelle.
Der gefeierte städtebauliche Wurf für das Regierungsviertel – Axel Schultes’ „Band des Bundes“ – wird östlich der Spree kongenial vollendet. Den Wettbewerb unter dem spröden Titel „Luisenblock“ haben die wenig bekannten Architekten Kusus und Kusus für sich entschieden. Damit ist die Grundlage für die Entwicklung des Bebauungsplans gelegt, der dem vernachlässigten Gebiet zwischen Schiffbauerdamm und Luisenstraße ein Gesicht geben wird.
Der „Luisenblock“ wird eine gewaltige Baustelle: Sieben Blöcke mit 80 000 bis 100 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entstehen hier. Der Bundestag baut „Reserveflächen“ – wie diese genutzt werden, steht noch nicht fest. Kusus schlägt aber auch den Bau von Wohnungen, Restaurants und Cafés sowie Büros vor. Kurzum, ein ganzes Viertel entsteht mit Plätzen, nach Süden orientiert, mit breiten Wegen durch die Blöcke hindurch und – ähnlich wie am Charlottenburger Savignyplatz – mit Galerien und Cafés am Fuße des Stadtbahnviadukts, der das Gebiet nach Norden hin abschließt.
Dass ein 39-jähriger Architekt mit seiner Frau, die noch nichts in Berlin gebaut haben, so grandios zeichnet, überrascht auf den ersten Blick. Auf den zweiten weniger: „Wir haben eine Zeit lang für Braunfels gearbeitet“, sagt Ramsi Kusus. Stephan Braunfels plant den Erweiterungsbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses, westlich der Luisenstraße, und das frühere Team hat sich deshalb lange Zeit mit dem Band des Bundes und seinem Abschluss beschäftigt.
Die Entscheidung für Kusus und Kusus zeichnet zugleich die Jury aus. Peter Ostendorff, beim Senat für den Wettbewerb zuständig, berichtet von zwei verschiedenen Ansätzen bei den 24 Entwürfen, die „vertiefend betrachtet“ wurden. Die eine Gruppe habe das Band des Bundes auf die Blockstruktur der Luisenstraße auflaufen lassen, die andere einen gestalterischen Abschluss gesucht. Kusus und Kusus zeichnen eine halbe Ellipse und greifen damit die Form von Schultes Kanzlergarten am anderen, westlichen Ende des Bandes auf. Diese Gestalt öffnet dadurch aber zugleich die strenge Blockgeometrie und schafft einen Platz. „Organisch“ nennt Ostendorff die Formen, die sich an die geschwungene Topografie schmiegen, entlang des Stadtbahnviadukts zum Beispiel oder auch an der Spree. Auch deshalb ist beim Bundesbauministerium vom „wichtigen Meilenstein in der Weiterentwicklung des Regierungsviertels“ die Rede, so Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup. Und Senatsbaudirektorin Regula Lüscher lobt, dass die denkmalgeschützten Altbauten überzeugend integriert worden seien und „und dennoch ein „harmonischer und signifikanter östlicher Abschluss des Bandes des Bundes“ gelungen sei.
Das Band des Bundes wurde im Jahr 1992 von Axel Schultes und Charlotte Frank entworfen. Es ist 900 Meter lang und besteht heute aus dem Kanzleramt, dem Paul-Löbe-Haus und dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus. Ursprünglich sollte es bis zum S-Bahnhof Friedrichstraße reichen. Mit dem Kusus-Entwurf endet es einige Blöcke vorher.