Berlin 2030: Bahnen gepredigt, Straßen gebaut
Das Ideal ist ein klimaneutrales Berlin - die Realität die Verlängerung der Stadtautobahn zum Treptower Park und der Bau der Verbindung von Marzahn nach Köpenick.
Verkehr und Mobilität
Das Stadtentwicklungskonzept 2030 des Senats enthält mehrere Bekenntnisse zur Förderung „ökologischer, ökonomischer sozial sinnvoller und stadtverträglicher Mobilität“. Von „umweltverträglichem Individualverkehr“ ist die Rede und davon, dass gebremste Mietsteigerungen auch Verkehrspolitik bedeuten: Wer nicht aus Kostengründen an den Stadtrand oder ins Umland ziehen muss, erzeugt keinen Verkehr als Pendler. Der Nachwendeboom der „grünen Wiese“ habe zusätzlichen Autoverkehr erzeugt. Aber „seit dem Jahr 2000 ist eine grundsätzliche Trendwende zugunsten der Stadt zu beobachten“. Dieser Trend zur räumlichen Konzentration soll ebenso befördert werden wie die Erhaltung der Kiezzentren. Im Ausblick heißt es: „Im Hinblick auf die Bereiche Lärm, Luft und Klima sind Strategien zur konsequenten Entwicklung von umweltschonendem Mobilitätsverhalten erforderlich.“
Wunsch und Wirklichkeit
Die reale Prioritätensetzung steht im Kontrast zum Anspruch: Zentrales Verkehrsprojekt jenseits des BER ist die rund 500 Millionen Euro teure Verlängerung der Stadtautobahn zum Treptower Park, gefolgt vom Bau der „Tangentialverbindung Ost“ von Marzahn nach Köpenick. Dagegen beschränkt sich die 2011 beschlossene Fußverkehrsstrategie auf wenige Modellprojekte. Die neue Radverkehrsstrategie enthält ambitionierte Ziele, aber keine Finanzierung. Schon bisher wuchs der Radverkehr schneller als die Infrastruktur und das entsprechende Budget. Neue Straßenbahnstrecken sind ebenso wenig in Sicht wie der S-Bahn-Anschluss von Falkensee und der zweigleisige Wiederaufbau von Außenstrecken, etwa der nach Potsdam. Dauerhaft ist auch der Mangel an Park&Ride-Plätzen für Pendler, Stillstand herrscht beim Bau der Dresdner Bahn als schnelle Verbindung zum Flughafen BER. Auf der Habenseite stehen die Verlängerung der U5 vom Alex zum Brandenburger Tor und der Tram vom Nord- zum Hauptbahnhof.
Energie und Klima
Ende 2013 will die Stadtentwicklungsverwaltung den Entwurf eines „Energiewende-Gesetzes“ vorlegen. Der BUND hat errechnet, dass Berlin bis 2050 nur bei radikalem Umbau des Wohnungsbestandes in Richtung Energieeffizienz wie geplant klimaneutral werden kann. Die jüngste CO2-Bilanz weist sogar wieder nach oben. Zur Anpassung an den Klimawandel sollen Kaltluftschneisen freigehalten werden. Die Stunde der Wahrheit kommt mit der Randbebauung des Tempelhofer Feldes als größter innerstädtischer Freifläche. Zur weiteren Anpassung an höhere Temperaturen und längere Trockenheit läuft der Umbau der Nadel- zu Mischwäldern. Außerdem wird der langjährige Verlust an Straßenbäumen durch Neupflanzungen gebremst.
Die Hauptstadtregion, ihre Chancen, ihre Herausforderungen - Unsere Serie "Berlin 2030" blickt in die Zukunft.