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Auch am Ostkreuz lässt die Bahn die Fährgäste im Regen stehen.
© Kitty Kleist-Heinrich

Deutsche Bahn in Berlin: Bahn saniert Ostkreuz - wieder ohne Dach

Die Bahn will ihre Fahrgäste erneut im Regen stehen lassen. Nach dem verkürzten Dach am Hauptbahnhof plant man jetzt auch am Ostkreuz, das derzeit für veranschlagte 411 Millionen Euro saniert und umgebaut wird, ohne Bahnsteigdach.

Die Bahn saniert derzeit das Berliner Ostkreuz - und ähnlich wie schon beim Hauptbahnhof soll auch hier auf ein Bahnsteigdach verzichtet werden. Auch beim Einbau von Rolltreppen wird gespart. Öffnungen für zwei Treppen sind zwar gebaut worden, aus Kostengründen will die Bahn aber an den künftigen Regionalbahnsteigen jeweils nur eine Rolltreppe einbauen. Dabei ist das Ostkreuz mit täglich rund 100.000 Umsteigern der Bahnhof mit den meisten Fahrgästen im Netz.

Im Freien müssen jetzt zunächst die ohnehin bereits gebeutelten Fahrgäste der S-Bahn auf der S 3 von und nach Erkner warten, sofern sie sich nicht unter der Ringbahnhalle ballen, unter der ein Teil des künftigen Regionalbahnsteigs liegt. Gut die Hälfte eines Zuges ragt aber beim Halt über diese schützende Decke hinaus. Nach einer späten Erkenntnis der Bahnplaner reicht der durch die Ringbahnhalle überdachte Bereich des Bahnsteigs für den künftigen Regionalverkehr nach Frankfurt (Oder) und Magdeburg für die erwartete Zahl der Ein- und Aussteiger am Ostkreuz aus. Deshalb sei ein Änderungsantrag geplant, um auf das Dach über dem ungeschützten Bahnsteigbereich verzichten zu können, bestätigte ein Bahnsprecher. Die Finanzierung ließ sich nicht wie geplant umsetzen.

Rolltreppen am Ostkreuz? Nur aufwärts

Neu ist das Verhalten der Bahn nicht. Auch beim Bau der Anlagen für die Ringbahn am Ostkreuz strich die Bahn nachträglich die Hallenkonstruktion für den dort neu gebauten Regionalbahnsteig. So entstand nur die große Halle für die S-Bahn. Weil dann aber der Senat einsprang und bereit war, wenigstens ein Bahnsteigdach zu finanzieren, erhalten die künftigen Fahrgäste doch noch einen Wetterschutz – finanziert indirekt von der Bahn, denn der Senat nimmt das Geld aus den Mitteln, die er der S-Bahn in der Krisenzeit gestrichen hat. Gebaut wird das Dach aber erst jetzt. Als der Bahnsteig mehrere Jahre für die S-Bahn genutzt worden war, mussten die meisten Fahrgäste im Freien stehen, weil es nur wenige kleine Wartehäuschen gab.

Und weil die Bahn jetzt auch am oberen Regionalbahnsteig, an dem irgendwann Züge halten sollen, die Eberswalde mit dem BER-Flughafen verbinden, entdeckt hat, dass die Zahl der Fahrgäste am Ostkreuz nicht überhand nehmen wird, verzichtet sie auch dort – wie am unteren Regionalbahnsteig – zunächst auf den Einbau einer abwärts führenden Rolltreppe. Nur aufwärts soll es fahrend gehen. Da die Deckenöffnungen für zwei Treppen vorgesehen waren, wird dort eine Lücke klaffen. Schon jetzt standen die Fahrgäste der S-Bahn, die sich nicht unter der Ringbahnhalle aufhielten, im Freien, weil die Dächer wegen der Bauarbeiten größtenteils entfernt werden mussten. Aber es gab die Hoffnung, dass es am neuen Bahnsteig auch ein Dach geben würde – das auf den bisherigen Simulationen des künftigen Bahnhofs auch vorhanden ist.

Die Wege werden beschwerlicher

Doch nicht nur das fehlende Dach macht das Umsteigen unattraktiv. Zusätzlich werden jetzt auch die Wege beschwerlicher – für die nächsten drei Jahre. Um die S-Bahnen von und nach Erkner überhaupt vorübergehend am künftigen Regionalbahnsteig halten lassen zu können, muss jetzt noch eine Weiche eingebaut werden. Deshalb wird der Verkehr zwischen Ostkreuz und Karlshorst vom morgigen Mittwoch bis Montag früh eingestellt. Als Ersatz fahren Schnell- und Lokalbusse. Das Halten am Regionalbahnsteig ist erforderlich, weil der jetzige Bahnsteig der S-Bahn abgerissen und neu gebaut wird.

Aber während Fahrgäste bisher stadtauswärts am gleichen Bahnsteig von den Zügen der S 5, S 7 und S 75 in die Bahnen der S 3 nach Erkner wechseln konnten, müssen sie jetzt, wie bereits stadteinwärts, den Bahnsteig wechseln. Bis Oktober 2014 wird dies nicht barrierefrei möglich sein, weil es noch keinen Aufzug gibt. Wer auf einen solchen angewiesen ist, muss lange Umwege mit mehrfachem Umsteigen in Kauf nehmen. Doch 2018 soll ja alles fertig sein – wenn denn der Zeitplan aufgeht.

Montag früh klappte dies bei einer anderen Baustelle nicht. Weil der starke Wind am Wochenende die Arbeiten für das Einhängen der letzten Behelfsbrücke für den Bau der Autobahn A 100 verzögerte, konnte der Verkehr zwischen Neukölln und Baumschulenweg, der am Wochenende erneut unterbrochen war, erst gegen 7 Uhr wieder aufgenommen werden. Geplant war, die Züge zu Betriebsbeginn gegen 4 Uhr wieder fahren zu lassen.

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