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Die alte "Berliner Straße" in den Studios Babelsberg gab die Kulisse unter anderem für Leander Haußmanns "Sonnenallee".
© picture alliance / dpa

Eine Stadt für alle Fälle: Babelsberg bekommt eine neue "Berliner Straße"

In Babelsberg wird an einer neuen "Berliner Straße" gebaut. Wie ihre Vorgängerin wird sie in vielen Filmen zu sehen sein – Tom Tykwer macht den Anfang.

Manchmal tut etwas Verspätung ganz gut. So sollten die Dreharbeiten zu der TV-Serie „Babylon Berlin“, der Verfilmung der Bestseller von Volker Kutscher um den Kommissar Gereon Rath, längst begonnen haben – ein ehrgeiziges Projekt von ARD, Sky, Beta-Film und X-Filme, an dem etwa Produzent Stefan Arndt und Regisseur Tom Tykwer maßgeblich beteiligt sind. Aber hätte es in diesem Jahr tatsächlich schon „Action!“ geheißen, dann wären die im Berlin der zwanziger Jahre spielenden Geschichten leider nicht in der „Berliner Straße“ gedreht worden. Jedenfalls nicht in der sogenannten Außenkulisse im Studio Babelsberg, aus einfachem Grund: Es gab sie noch nicht.

Zwar war bereits Mitte 2014 von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel der Grundstein für die „Neue Berliner Straße“ gelegt worden, Ersatz für die ein halbes Jahr zuvor abgerissene Vorgängerin. Aber erst jetzt haben die Bauarbeiten zu dem Zwölf-Millionen-Euro-Projekt begonnen, das bis zum Frühjahr fertiggestellt und dann mit den Dreharbeiten zu „Babylon Berlin“ seiner Bestimmung übergeben werden soll. An der Ausgestaltung für diese Premiere wird daher auch Production Designer Uli Hanisch mitwirken, der mit Tykwer in Babelsberg schon bei „The International“ und „Cloud Atlas“ zusammengearbeitet hat und nun auch das Berlin der Weimarer Zeit in Szene setzen soll.

Vielseitigkeit und Flexibilität

Was nicht bedeutet, dass die Außenkulisse nur für Szenen aus den Roaring Twenties taugt. Die Straße werde sich gerade durch ihre Vielseitigkeit und Flexibilität auszeichnen, sagte Studiosprecher Eike Wolf. Entstehen werde ein modulares System mit leicht umzumontierenden Fassadenteilen, ergänzt durch Greenscreen- und Bluescreen-Flächen, die nachträglich am Computer mit der jeweils gewünschten Kulisse digital bebildert werden können.

Im Sommer 2014 legte Sigmar Gabriel den Grundstein.
Im Sommer 2014 legte Sigmar Gabriel den Grundstein.
© dpa

Ohnehin ist es nicht nur eine Straße, sondern gleich ein kleines Viertel mit vier Straßenzügen in unterschiedlichen Architekturstilen, arrangiert auf einem ans Studiogelände grenzenden Areal von mehr als 15 000 Quadratmetern, also von dreifacher Größe der alten Berliner Straße. Diese musste nach mehr als 15 Jahren weichen, befand sich auf nur gepachtetem Gelände, das nun zum Bauland für Studentenwohnungen, Boarding-Häuser, Büros, Gastronomie und dergleichen wurde. Die neue Fläche hatte das Studio vor zwei Jahren gekauft.

Die Resonanz aus aller Welt sei toll

Begonnen hatte Alt-Berlin in Babelsberg 1998 als Drehort für Leander Haußmanns Komödie „Sonnenallee“, über 200 Produktionen folgten, in denen aus der Berliner Straße auch schon mal eine Warschauer, eine Londoner, Pariser, New Yorker Straße oder auch eine in San Franzisco wurde. Regisseure wie Roman Polanski, Quentin Tarantino oder eben Tom Tykwer hatten sie genutzt, Schauspieler wie Geoffrey Rush, Jackie Chan oder Kevin Spacey waren hindurchgelaufen.

Man habe die alte Kulisse sehr vermisst, sagt Eike Wolf. Schon hat man international publik gemacht, dass es bald die Neue Berliner Straße geben werde. Die Resonanz aus aller Welt sei toll, man stehe schon in Verhandlungen wegen zweier neuer Projekte, in der sie zum Einsatz kommen könnte. Wie wurde doch einst für die Stadt geworben, die der Straße den Namen gab? „Berlin tut gut.“

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