Neuer Aufsichtsrat des BER: Axel Arendt - Ein Mann für schwierige Fälle
Für einen Manager als BER-Aufsichtsrat gibt es Lob. Doch Berlin und Brandenburg streiten sich weiter. In einem gibt es aber Einigkeit zwischen den Länderchefs.
Dieser Mann könnte neuer Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafengesellschaft Berlin werden. Er bringt zumindest vieles mit, was dafür nötig ist, um den BER zu retten: Brandenburgs Landesregierung hat Axel J. Arendt, 65 Jahre, früher Top-Manager unter anderem bei Daimler und Rolls Royce, am Dienstag offiziell für den Aufsichtsrat nominiert. Aus dessen Mitte muss der Nachfolger für den scheidenden Berliner Regierenden Klaus Wowereit (SPD) gefunden werden. An der nächsten Sitzung des Kontrollgremiums am Freitag in Motzen soll Arendt bereits teilnehmen.
Eine „Vorentscheidung“ für den Vorsitz gebe es aber noch nicht, sie werde „in den nächsten Wochen und Monaten“ in Abstimmung mit Berlin und dem Bund getroffen, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Berlins designierter Regierender Michael Müller (SPD) reagierte zurückhaltend. Es sei zunächst eine Personalie „auf Ticket der Brandenburger“, sagte Müller der Abendschau. „Wir werden uns kennenlernen und dann weitersehen. Aus meiner Sicht ist völlig offen, wer Vorsitzender wird.“ Er selbst hat den Vorsitz ausgeschlossen.
Zwei Regierungschefs, beide mit SPD-Parteibuch, und beide mit konträren Linien im weiteren Umgang mit dem Pannenprojekt - kurz vor der Aufsichtsratssitzung sind die Differenzen offiziell. Brandenburgs Regierung nominierte am Dienstag seine Vertreter im Aufsichtsrat, ohne Woidke, ohne Landesminister, mit mehr externem Sachverstand - eine strategische Neuausrichtung. „Ich bedaure das, weil ich glaube, dass die Politik schon eine Verantwortung hat, dieses Projekt weiter zu begleiten“, sagte Müller, der vom Senat offiziell als Nachfolger Wowereits zum Berliner BER-Aufsichtsrat bestellt wurde. Ansonsten bleibt Berlin bei seiner Mannschaft, auch bei Innensenator Frank Henkel (CDU).
Hoffnungen ruhen auf Hochkaräter Arendt
Woidke hingegen betonte, dass für ihn das größte Infrastrukturprojekt der Region auch ohne Aufsichtsratsmandat Chefsache ist. Wenn man aber als Regierungschef in den Aufsichtsrat gehe, „dann ist das nicht nur eine Frage des Wollens, sondern auch eine Frage der Zeit“, sagte er. „Kann man es leisten? Oder hat man nicht gerade als Regierungschef so viele Dinge zu tun, die es fast unmöglich machen, diese Aufgabe so wahrzunehmen, wie man sie wahrnehmen muss.“ Für Brandenburg entscheidend sei vielmehr, dass „hohe Fachkompetenz im Aufsichtsrat vertreten“ sei, um das Projekt voranzubringen.
Ein Grund für seine Entscheidung sind Empfehlungen des Potsdamer Landesrechnungshofes, der nach Tagesspiegel-Informationen in einer Tiefenprüfung der Jahre 2011 bis 2013 zum BER eklatantes Kontroll- und Steuerungsversagen von Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung der Eigentümer Brandenburg, Berlin und Bund festgestellt hat. Der Bericht wird im Frühjahr 2015 veröffentlicht. Woidke betonte, dass mit Brandenburgs Linie auch Empfehlungen des Rechnungshofes im Vorgriff darauf aufgenommen werden.
Die Hoffnungen ruhen nun besonders auf dem neuen Hochkaräter Axel J. Arendt, der zusagte, nachdem er bei einer Anfrage Brandenburgs vor zwei Jahren noch abwinkte. Es war die Zeit, bevor Mehdorn kam, als das BER-Chaos am größten war. Der 65-Jährige, der seit kurzem wieder in Berlin lebt, hat Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen studiert, ehe er eine steile Karriere als Manager hinlegte. Eine mit gewissen Parallelen zu der Hartmut Mehdorns. Arendt arbeitete elf Jahre in der Stuttgarter Konzernzentrale bei Daimler-Benz im Controlling, war dann ab 1990 für den Konzern als Manager im Ausland. Von 2000 bis 2002 war er Finanzvorstand des Luftfahrtkonzerns EADS/DASA, wo lange vorher Mehdorns Karriere begann.
Ein Werber für Investoren in der Flughafenregion
Nach dem Wechsel zu Rolls Royce 2002 war er Deutschland-Chef, in diese Zeit fielen auch die Großinvestitionen in das Werk in Dahlewitz südlich von Berlin, dann war er bis 2009 in der Konzernzentrale in London, zwischenzeitlich Chefmanager der Rüstungssparte. Und er war Repräsentant Brandenburgs und Berlins, ein Werber für Investoren in der Flughafenregion. „Er ist ein Experte in vielen Bereichen. Ich denke, er kann uns helfen, dass wir weiter kommen“, sagte Woidke. Müller sei über Brandenburgs Linie „von mir umfassend informiert“. Man habe bewusst nicht einen reinen Bauexperten gewählt. Denn am BER gehe es auch um Finanzen, Koordination und Organisation.
In einem gibt es Einigkeit zwischen den Länderchefs. Woidke und Müller sprachen sich trotz der regelmäßigen Konflikte dagegen aus, dass Flughafenchef Hartmut Mehdorn vor Vertragsende 2016 geht. Müller sieht das Projekt mit Mehdorn besser aufgestellt, der habe „einen Plan“. Ein informelles Sondierungsgespräch, das Woidke, Müller, und Bundesverkehrsstaatssekretär Rainer Bomba (CDU) mit einem Nachfolgekandidaten - dem bisherigen Chef des Köln-Bonner Flughafens - führen wollten, wurde abgesagt.