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Berlin brummt. Viele Anwohner leiden wie hier am Kaiserdamm in Charlottenburg unter dem Autobahnlärm.
© imago/Cabow

Krach in Berlin: Autolärm an der A 100 belastet die Anwohner

An der A 100 sollen Lärmschutzwände entstehen. In Tegel nervt der Krach der Flugzeuge. Und in Karow scheppern die Güterzüge. Der Senat will die Stadt mit einem Lärmsanierungsprogramm leiser machen. Doch an vielen Stellen ist das gar nicht so einfach möglich.

Berlin ist laut. Zu laut an zu vielen Stellen. Vor allem an Hauptstraßen leiden Anwohner unter dem Lärm: Tagsüber sind nach Angaben der Senatsumweltverwaltung 245 000 Berliner einem Lärmpegel ausgesetzt, der über dem gesundheitsrelevanten Schwellwert liegt, nachts sind es sogar 300 000. Mit seinem neuen Lärmaktionsplan, der derzeit erarbeitet wird, will der Senat die Stadt leiser machen.

Es sind kleine Schritte, die das Leben für lärmgeplagte Anwohner erträglicher machen. Seit dem ersten Aktionsplan von 2008 sei die Zahl der Lärmbetroffenen in der Nacht immerhin um insgesamt 40 000 verringert worden, teilte die Umweltverwaltung mit. Erreicht worden ist dies unter anderem durch nur nachts geltende Geschwindigkeitsreduzierungen für den Autoverkehr auf 30 Stundenkilometer auch auf Hauptstraßen, durch das Auftragen von „Flüsterasphalt“ oder den Einbau von Schallschutzfenstern.

Mehr Lärmschutzwände für Stadtautobahnen

Die Entlastungen beruhen in der Regel aber auf Berechnungen, halten sich Autofahrer nicht ans verordnete Tempolimit, bleibt es in den Schlafzimmern in der Praxis so laut wie vorher. Weitere Tempo-30-Bereiche sind trotzdem geplant. Vom 1584 Kilometer langen Hauptstraßennetz gilt bisher auf 268 Kilometern Tempo 30 – meist zeitlich begrenzt. Auf Nebenstraßen liegt der Anteil bei über 70 Prozent.

Weniger Krach soll es auch entlang der Stadtautobahn geben. Da hier Tempo 30 nicht infrage kommt, bleibt der Bau von Lärmschutzwänden oder das Einbauen von Schallschutzfenstern in den Häusern als Alternative. Auf der A 100 hat die Verwaltung die Lärmbelastung zwischen den Anschlussstellen Kaiserdamm und Tempelhofer Damm berechnet; Schallschutzfenster werden nach Angaben der Verwaltung zum Teil bereits eingebaut, an elf anderen Abschnitten werde das Aufstellen von Lärmschutzwänden noch untersucht. Weil vor dem Bau ein aufwendiges Planfeststellungsverfahren erforderlich sei, werde es aber keine kurzfristige Lösung geben.

Noch jahrelang auf Lärmschutz warten müssen auch Anwohner von Bahntrassen. Besonders laut ist es nach wie vor am östlichen Berliner Außenring sowie auf der Strecke Richtung Frankfurt (Oder) und an der Stettiner Bahn durch Pankow, Blankenburg, Karow und Buch, über die vor allem auch nachts Kesselwagenzüge von und zur Raffinerie in Schwedt rumpeln. Weil die Bahn im Bereich Karow die Strecke ausbauen will, muss sie hier auch den Lärmschutz gewähren; ansonsten ist sie an bestehenden Strecken rechtlich nicht dazu verpflichtet. Dort sei erst mittel- bis langfristig mit dem Bau von Lärmschutzwänden zu rechnen, steht im Entwurf zum Lärmaktionsplan, weil es in anderen Bundesländern höhere „Lärmbetroffenheiten“ gebe.

Zuletzt haben Anwohner der Anhalter Bahn in Lichterfelde Süd eine Klage vor dem Verwaltungsgericht verloren, mit der sie einen nachträglichen Lärmschutz an der erst 2006 wieder in Betrieb genommenen Fernbahn erreichen wollten.

Bahn- und Flugzeuglärm muss vorerst geduldet werden

Selbst gegen das lästige Kurvenquietschen will die Bahn nichts unternehmen. Obwohl es erprobte Techniken gibt, besteht nach Ansicht der Bahn keine Priorität, „den Einbau von Kurvenschmiereinrichtungen als Maßnahme des Lärmsanierungsprogramms vorzuziehen.“ Durch das Quietschen sind auch Nachbarn von Straßenbahnschienen gernervt – etwa bei der Ein- und Ausfahrt am Betriebshof Weißensee. Hier gebe es bei der U-Bahn bereits erfolgreiche Verfahren, heißt es im Aktionsplan. Für Gleise auf der Straße seien sie aber noch nicht zugelassen. Hier müsse eine Gefährdung von Radfahrern und Fußgängern ausgeschlossen werden.

Gedulden müssen sich auch Anwohner unter den Flugschneisen am Flughafen Tegel. Derzeit müssen nach Angaben der Verwaltung tagsüber 20 500 und nachts etwa 9000 Menschen einen Krach aushalten, der oberhalb der gesundheitsrelevanten Schwellwerte liegt. Die Zahl ist verhältnismäßig gering, weil ein Großteil der Wohnungen Schallschutzfenster hat.

Ruhiger wird es erst werden, wenn der neue Flughafen BER in Schönefeld denn irgendwann einmal eröffnet und Tegel geschlossen ist. Dann wird es in Berlin zwar keine Überschreitung des Schwellwertes mehr geben, aber im Bereich der Flugrouten, die auch dann teilweise über die Stadt führen, seien „Belästigungen“ durch Überflüge zu erwarten, prognostiziert der Lärmaktionsplan.

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