Eine Folge der Dürre?: Autofahrerin in Grunewald von Baum erschlagen
Eine 40-Jährige und ihr Mann fuhren in einem Land Rover die Koenigsallee entlang, als plötzlich ein Baum umstürzte. Die Frau starb im Krankenhaus.
Bei einem Unfall in Berlin-Grunewald ist am Montagabend eine Autofahrerin in ihrem Auto von einem umgestürzten Baum erschlagen worden. Rettungskräfte konnten sie noch am Unfallort wiederbeleben, sie starb jedoch noch in der Nacht im Krankenhaus an ihren schweren Kopfverletzungen.
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Wie die Polizei mitteilte, fiel der Baum gegen 20.30 Uhr „ohne erkennbaren Grund“ auf den Land Rover, in dem die 40-Jährige zusammen mit ihrem Ehemann die Koenigsallee entlangfuhr. Der Unfall ereignete sich demnach etwa 500 Meter hinter der Kreuzung Koenigsallee/Hüttenweg in Fahrtrichtung Hagenstraße. Die Koenigsallee verläuft parallel zur Avus direkt durch den Grunewald und ist von beiden Seiten mit Bäumen gesäumt.
Der fünf Jahre ältere Ehemann der Frau erlitt leichte Verletzungen, die im Krankenhaus behandelt wurden. Die Polizei ermittelt, der Geländewagen wurde für die weiteren Ermittlungen auf ein Sicherstellungsgelände gebracht.
Kontrolle ist Sache der Berliner Forsten
Warum der Baum umstürzte, ist bisher noch unklar. „Es ist ein sehr tragischer Unfall“, sagte ein Polizeisprecher. Die Ermittlungen laufen.
Da die Koenigsallee mitten durch den Grunewald führt, sind für die Bäume entlang der Straße die Berliner Forsten zuständig und nicht – wie bei den meisten Straßenbäumen üblich – das jeweilige Bezirksamt.
Das Wetter dürfte bei dem Unglück keine direkte Rolle gespielt haben, womöglich aber eine indirekte: Am Montagabend herrschte mäßiger Wind ohne allzu starke Böen. Viele Bäume in Berlin sind nach den zwei extrem trockenheißen Sommern 2018 und 2019 allerdings geschwächt. Das soll wohl auch auf den Unglücksbaum zutreffen: Der etwa 100 Jahre alte und 40 Zentimeter dicke Spitzahorn zeige deutliche Schäden am Wurzelwerk, die allerdings erst jetzt beim Umfallen sichtbar geworden seien, sagte ein Sprecher der Umweltverwaltung.
Bäume an Straßen würden jährlich kontrolliert, wobei wegen der extremen Dürre im Spätsommer zusätzlich ein Sonderprogramm gestartet worden sei, um Gefahren durch Bäume an Straßen und Wegen rechtzeitig zu erkennen. Der betroffene Ahorn sei zuletzt im Februar dieses Jahres überprüft worden. "Damals wurden keinerlei Hinweise auf Schäden festgestellt." Zuletzt gearbeitet worden sei an dem Baum im vergangenen Jahr - wobei am Dienstag nicht in Erfahrung zu bringen war, was genau damals gemacht wurde. Üblich sind Rückschnitte und die Beseitigung toter Äste.
Ein Experte der zur Senatsumweltverwaltung gehörenden Forsten sagte, es gebe „klare Regelungen“ zur Verkehrssicherungspflicht von Bäumen in der Nähe von Straßen und Wegen. Die Kontrolle der vielen tausend betroffenen Bäume binde viel Personal und werde sehr ernst genommen: „Wir legen großes Augenmerk darauf und es gibt regelmäßige Schulungen.“ Allerdings bleibe auch für Fachleute bei den Kontrollen „immer ein Rest Unsicherheit“, weil manche Schäden an Bäumen von außen nicht erkennbar seien. Insofern handele es sich womöglich um einen extrem tragischen Zufall.