Verkehrspolitik: Ausbau der U7 bis BER im Gespräch
Eine Verlängerung könnte künftiges Verkehrschaos zum neuen Flughafen vermeiden. Kritiker warnen vor zu hohen Kosten.
Eigentlich ist in Rudow Endstation der U7, aber heute fährt die Bahn 500 Meter weiter. An Bord: Der Berliner Senat, der auf Bezirkstour durch Neukölln ist. Der sonst ungenutzte Tunnel wurde Anfang der 70er Jahre gebaut. „Das war damals eine visionäre Entscheidung“, sagt der Regierende Bürgermeister Michael Müller. „Jetzt ist es erneut an der Zeit für mutige Politik.“ Gemeint ist der schrittweise Ausbau der Linie bis zum Flughafen BER.
Über Sinn und Unsinn dieser Verlängerung scheiden sich die Geister. Kritiker sehen die Kosten höher als den Nutzen. Alternative Vorschläge sind eine engere Taktung des S-Bahnverkehrs vom Hauptbahnhof zum neuen Flughafen und der Bau neuer Tramlinien. Der Senat steht grundsätzlich hinter dem Vorhaben, die U7 zu verlängern. Eine Milliarde Euro würde der Bau der sieben Kilometer langen Strecke bis zum BER vermutlich kosten, schätzt Verkehrssenatorin Regine Günther.
Um eine fundierte Entscheidung für oder gegen den Ausbau treffen zu können, hat der Senat drei Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben. Diese sollen technische Details klären, das Fahrgastaufkommen untersuchen und die Kosten berechnen. „Am Ende müssen wir abwägen“, sagt Günther. Es gebe in Berlin bereits an vielen anderen Stellen Nachholbedarf bei Ausbau und Modernisierung des öffentlichen Nahverkehrs. Und U-Bahnbau sei immer die teuerste aller Maßnahmen.
Möglich wäre auch eine kürzere Strecke. Entweder bis zum Liselotte-Berger-Platz im Süden Rudows oder bis zum Flughafen Schönefeld. Welche Variante die sinnvollste wäre, sollen die Machbarkeitsstudien herausfinden.
Vom Ausbau profitieren würde der Bezirk Neukölln, der dann eine bessere Anbindung zum Flughafen hätte. Dementsprechend warb Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD), der ebenfalls an der Bezirkstour teilnahm, für die Verlängerung. Diese sei notwendig, weil das Fahrgastaufkommen des BER in Zukunft wohl viel höher sein werde als bisher angenommen. „Der BER muss einwandfrei funktionieren“, sagt Hikel. „Dazu gehört auch eine gute Anbindung.“ Und das verlässlichste Verkehrsmittel sei die Schiene.
Dass es ohne U-Bahnanbindung zum Verkehrschaos kommen könnte, fürchtet die Gemeinde Schönefeld. Schon jetzt steigen an der Endstation der U7 in Rudow viele Fahrgäste in Busse, um zum Flughafen Schönefeld zu gelangen. „Wir haben untersuchen lassen, dass mit dem BER in Zukunft an manchen Kreuzungen Dauerstau herrschen würde“, sagt Bürgermeister Udo Haase.
Unabhängig von der U7 müsse sich der Senat ohnehin kurzfristige Lösungen einfallen lassen, betont Günther. Denn vom Beschluss bis zur Fertigstellung der Strecke vergehen der Verkehrssenatorin zufolge mindestens 15 Jahre. Julia Weiss