Marienkirche in Mitte: Aus der Versenkung
Das Umfeld der Marienkirche in Mitte wird erneuert. Mehr Licht und weniger Barrieren sollen zwielichtiges Publikum abschrecken. Verschwinden soll auch der Eindruck, die Kirche sei tiefergelegt.
Berlin - Die Marienkirche in Mitte steht tiefer als die Umgebung, quer zum Straßenraster und zu allem Unheil noch an einem namenlosen Ort, den viele für den Alexanderplatz halten. Diese triste Situation zieht traurige Existenzen an, die in den dunklen Ecken ihre Notdurft verrichten. Eine Neugestaltung des Platzes rund um die Kirche soll diesem Missstand nun abhelfen.
Der Bezirk Mitte und der Senat haben sich nach Diskussionen mit der Kirchengemeinde auf eine Neugestaltung geeinigt, die im nächsten Jahr beginnen soll. Im Wesentlichen geht es darum, die Kirche aus der Versenkung zu holen, also das Niveau des Platzes stufenlos mit dem der Kirche zu versöhnen. Die maroden Begrenzungsmauern verschwinden. Ebenso die „Pumpenstube“, in der die Technik für den Neptunbrunnen untergebracht ist. Der Platz drumherum wurde nach dem Abriss der letzten Häuser im Marienviertel in den 60er Jahren um rund anderthalb Meter aufgeschüttet. So entsteht heute der Eindruck einer tiefergelegten Kirche.
Das neue Pflaster soll Markierungen erhalten, die Häusergrundrisse der historischen Bebauung abbilden – wobei noch strittig ist, auf welche historische Situation man sich beziehen möchte. Im Marienviertel gab es immer wieder Umplanungen und Neubauten. Es ist zwar das historische Zentrum der Stadt, war aber bei vielen Zeitgenossen der Kaiserzeit bis weit hinein in die 20er Jahre eher unbeliebt, weil rückständig und kleinteilig. Heute wird das Fehlen einer echten „Altstadt“ neben dem künstlich rekonstruierten Nikolaiviertel beklagt.
Archäologische Grabungen sind bei der Neugestaltung vorerst nicht geplant, sagte Mittes Baustadtrat Carsten Spallek (CDU). „Wir halten uns die Option aber offen.“ Interessante Funde würden hier nicht vermutet. Teil der Planungen ist auch ein Umzug der Lutherstatue an ihren historischen Ort westlich der Kirche. Derzeit steht sie auf dem dreieckigen Platz nördlich der Kirche.
Für die Neugestaltung sollen 28 Bäume gefällt, 13 neue gepflanzt werden, dazu 18 große Sträucher. Das Minus an Grün soll die Umgebung der Kirche heller und offener machen. Auch neue Laternen sollen dabei helfen. In der Nähe möchte der Bezirk ein Toilettenhäuschen aufstellen, doch dafür fehlt noch eine Finanzierung. Der Bau kostet rund 150 000 Euro, schätzt Spallek. Hinzu kommen die Betriebskosten. Das öffentliche WC soll das öffentliche Urinieren überflüssig machen, dazu muss es aber kostenlos benutzt werden können. Thomas Loy
Thomas Loy