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Geschichte wird gemacht. Aber ein klassisches Lieblingsfach ist Geschichte für Schüler nicht. Es sei denn, es wird so spannend wie für die 12. Klasse des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums in Prenzlauer Berg, in der Bundeskanzlerin Angela Merkel am Jahrestag des Mauerfalls 2013 eine Vertretungsstunde übernahm. Foto: dpa/Odd Andersen
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Update

Diskussion heute: Aufstand gegen neuen Lehrplan für Geschichte

Lehrer und Wissenschaftler streiten um die geplante Reform des Schulfachs Geschichte. Gegner sammeln Unterschriften. Die Bildungsverwaltung lädt heute um 15 Uhr zur Diskussion ein.

Wie lernen Schüler am besten Geschichte? Sollen sie in chronologischer Abfolge die einzelnen Epochen kennen lernen oder ist es besser, wenn sie sich der Geschichte aus der Gegenwart nähern und zum Beispiel das Thema Armut in verschiedenen Zeiten untersuchen?

Letzeres wäre ein sogenannter Längsschnitt, und dieses Verfahren soll bald Standard werden im Geschichtsunterricht bis zur Klasse acht. So sieht es der Entwurf für die neuen Rahmenlehrpläne vor. Gegen dieses Vorhaben – und noch einige andere geplante Änderungen im Fach Geschichte – gibt es, wie berichtet, Protest. Der Geschichtslehrer Robert Rauh, der 2013 mit dem Deutschen Lehrerpreis ausgezeichnet wurde, hat eine Petition initiiert, die bisher mehr als 3100 Unterschriften zählt.

Die Senatsverwaltung für Bildung verteidigt dagegen ihre Pläne. An diesem Montag gibt es von 15 bis 18 Uhr eine Informations- und Diskussionsveranstaltung in der Lichtenberger Max-Taut-Schule (Fischerstr. 36), zu der alle Schulen und „die interessierte Öffentlichkeit“ eingeladen sind. Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD), sein Brandenburger Kollege Thomas Drescher sowie Fachdidaktiker von Universitäten und Vertreter der Rahmenlehrplankommission haben ihr Kommen angekündigt. Aus dem Lager der Kritiker war zunächst nur Peter Stolz vom Geschichtslehrerverband für das Podium vorgesehen. Am Montag wurde kurzfristig auch noch Robert Rauh dazugeladen.

Im Moment wird die Debatte von zwei Lagern dominiert. Auf der Seite der Gegner stehen die Praktiker aus den Schulen: Geschichtslehrer und ihre Verbände, Schüler und Eltern, die zu den Unterzeichnern der Petition gehören. Auf der anderen Seite Wissenschaftler aus der universitären Lehrerausbildung.

Schüler sollen Phänomene epochenübergreifend behandeln

Es sind zwei wesentliche Änderungen, die Kritiker und Befürworter umtreiben: In den Klassen fünf und sechs soll es künftig das Fach Gesellschaftswissenschaften geben, zu dem Elemente aus Geschichte, Geografie und Politischer Bildung gehören sollen – Geschichte als eigenständiges Fach entfiele dann in diesen Jahrgangsstufen. Und in den Jahrgangsstufen sieben und acht soll künftig ausschließlich mit besagtem Längsschnittverfahren gearbeitet werden. „Inhaltliche Beliebigkeit und methodische Disharmonie“ kennzeichne den Entwurf, kritisiert Geschichtslehrer Rauh.

Martin Lücke, Geschichtsdidaktiker an der FU Berlin, befürwortet die Pläne und spricht von einem Paradigmenwechsel. „Es ist eine lange überholte Vorstellung, dass die Geschichte einst in Ägypten begann und mit der Wiedervereinigung endet“, sagt er. Das Längsschnittverfahren habe den großen Vorteil, dass Schüler Themen aus ihrer Gegenwart in ihrer historischen Dimension verstehen lernen.

Elternschaft sieht "viel Aufklärungsbedarf"

Bei den Eltern bestehe noch viel Aufklärungsbedarf, sagt Landeselternsprecher Norman Heise: „Es gibt viele Fragen und wenig Antworten.“ Bis zum 27. März gibt es im Internet auf dem Bildungsserver von Berlin und Brandenburg die Möglichkeit, Anmerkungen zu den Lehrplanentwürfen abzugeben. Heise fordert, dass diese Anhörungsphase verlängert werden müsse, weil viele Schulgremien bisher noch nicht dazu gekommen seien, sich mit dem komplexen Thema ausreichend auseinanderzusetzen.

Die Entwürfe für die Rahmenlehrpläne und die Online-Befragung finden Sie auf dem Bildungsserver Berlin. Hier geht es zur Petition gegen die Pläne.

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