Berlin: Auf dass der TÜV uns nicht scheidet
An den tollsten Oldtimern sind die Besucher fast achtlos vorbei geschlendert. Dicke AmiSchlitten, strotzend vor Chrom, Architektur auf Rädern.
An den tollsten Oldtimern sind die Besucher fast achtlos vorbei geschlendert. Dicke AmiSchlitten, strotzend vor Chrom, Architektur auf Rädern. DS-Göttinnen aus Frankreich, den Lack frisch poliert. MG- und Triumph-Roadster mit mühsam herunterkrempeltem Verdeck, die altbritische Technik eben. Automobile Schmuckstücke, wohin man auch blickt, wie es im Moabiter Meilenwerk üblich ist, obwohl an diesem Wochenende noch einmal hunderte alter Wagen und Motorräder dazukommen, schließlich sind die dortigen Oldtimer-Tage Berlin Brandenburg Jahr für Jahr Treffpunkt der Liebhaber blecherner Raritäten.
Aber die Überfülle lässt den Blick eben auch beiläufig schweifen. Unweigerlich bleibt er dann an einem speziellen Fahrzeug hängen. Ein Opel Olympia Caravan, wie beim Entziffern der Typenschilder klar wird – was nicht ganz einfach ist, sind sie doch längst unter dickem Rost verborgen, der das Fahrzeug überzieht wie Schimmel einen überreifen Käse. Von Beulen übersät steht der Veteran da, die Seitenscheiben halb blind, auch der Gepäckträger überkrustet, was zum Moosbewuchs hier und da kurios korrespondiert.
Ein Auto mit Vergangenheit, ungepflegt, doch fahrtüchtig, wie Besitzer Hanns-Lüdecke Rodewald immer wieder erzählen muss. 1976 hat er das damals 20 Jahre alte Auto für 600 Mark gekauft, im Jahr danach das letzte Mal gewaschen und es auf den Straßen Kreuzbergs sich selbst überlassen. Mehr oder weniger, denn der TÜV verlangt seinen Tribut. Dessen Plakette half nicht immer: „Autowrack kraft Vermutung“ – aus dem gelben Punkt auf der Windschutzscheibe sprach blankes Misstrauen, die Zulassungsplakette hatte die Polizei prophylaktisch gleich abgekratzt. Das war vor einigen Jahren, dem Autobesitzer brachte es, nach längerem Rechtsweg, 2000 Euro Nutzungsausfall ein. Vor zwei Jahren versuchte dann das Ordnungsamt, den Fall vermeintlicher Straßenverschandelung zu entsorgen – vergeblich. Obwohl mancher TÜV-Prüfer schon zurückgezuckt ist und lieber noch einen Kollegen konsultierte. So leicht können sie dem Opel-Fahrer aber nichts weißmachen: Er ist an der Fachhochschule für Wirtschaft und Technik Professor für Fahrzeugsicherheit und sitzt in einer Kommission, die TÜV-Prüfer überprüft.ac
Oldtimer-Tage Berlin-Brandenburg, Meilenwerk, Wiebestraße 36/37, noch einmal heute vom 10 bis 18 Uhr
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