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Genug für alle da?
© Kitty Kleist-Heinrich

Grundschulen in Berlin: Auch in Berlins Horten werden die Erzieher knapp

Wegfall der Bedarfsprüfung steigert den Personalbedarf in den Berliner Horten. Die Grünen fordern mehr Engagement der Grundschulen bei der Erzieherausbildung.

Bald müssen Eltern nicht mehr nachweisen, dass sie eine Hortbetreuung für ihr Kind brauchen: Ab Sommer 2019 entfällt die sogenannte Bedarfsprüfung. Von da an spielt es keine Rolle mehr, ob man berufstätig ist oder aus anderen Gründen eine Betreuung vor oder nach dem Unterricht beanspruchen will. Das hat Folgen für den Personalbedarf der Schulhorte: Die ohnehin schon knappen Erzieher werden noch mehr zur Mangelware. Aber wie stark könnten die konkreten Auswirkungen werden?

Die grüne Jugendpolitikerin Marianne Burkert-Eulitz hat nachgefragt und jetzt von Bildungs-Staatssekretär Mark Rackles (SPD) eine Antwort bekommen, die dem Tagesspiegel exklusiv vorliegt. Demnach nimmt die Bildungsverwaltung an, dass der Bedarf um rund 225 Erzieher steigt, wenn statt bisher 78 Prozent künftig möglicherweise 95 Prozent der Eltern eine Betreuung am Nachmittag zwischen 13.30 und 16 Uhr wünschen. So lautet zumindest die grobe Schätzung im Hinblick auf die „unbekannte Größe“ des Elternverhaltens bei den Erst- und Zweitklässlern.

Senat: Schulen sollen stärker berufsbegleitend ausbilden

Da die Erzieher schon jetzt knapp sind, ist noch nicht klar, ob der zusätzliche Bedarf überhaupt befriedigt werden kann. Im Gegenteil: Die rasant wachsende Erzieher-Nachfrage an den Kitas führt dazu, dass es für die Schulen schwierig werden dürfte, die freien Stellen zu besetzen. Aus diesem Grund setzen die rot-rot-grünen Koalitionäre jetzt zunehmend darauf, dass die Schulen stärker in die berufsbegleitende Ausbildung einsteigen. Darüber hinaus soll mehr geworben und besser bezahlt werden, so der Plan für dieses und kommendes Jahr.

Der Nachholbedarf ist groß. Dies geht aus einer aktuellen Tabelle der Bildungsverwaltung hervor, die Burkert-Eulitz ebenfalls erfragt hat: Demnach werden aktuell nur 132 Erzieher in ganz Berlin in den staatlichen Horten ausgebildet. Diese Zahl soll steigen, damit die Schulhorte unabhängiger von der Erzieherausbildung der Fachschulen werden.

In den nächsten fünf Jahren gehen 1400 Erzieher in Rente

Marianne Burkert-Eulitz drängt auf schnelle Aktivitäten: „Die berufsbegleitende Ausbildung an den Schulen muss stärker ausgebaut werden. Wir brauchen hier dringend ein Konzept, das die Schulen unterstützt“, sagte sie auf Anfrage. Die im Haushalt verankerten Mittel für Anleitungsstunden könnten nur ein erster Schritt sein: Die Anleitungsstunden sollen dazu dienen, dass sich die geübten Kräfte stärker um Berufsanfänger kümmern können und das dann auch bezahlt bekommen.

Tatsächlich drängt die Zeit, denn viele Erzieher gehen mittelfristig in Rente: Allein zwischen 2017/18 und 2022/23 verlieren die Schulen rund 1400 Kräfte, wie Rackles der Abgeordneten vorrechnet. Und gleichzeitig steigt der Bedarf rasant um 700 Erzieher in den staatlichen Horten sowie um rund 1400 bei den freien Trägern.

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