Berliner Clubsterben: Auch das Rosi´s muss schließen
Der nächste Berliner Nachtclub verschwindet: Nach 15 Jahren muss das Rosi’s in Friedrichshain Ende 2018 dicht machen.
Nach dem Bassy und der Kulturstätte Jonny Knüppel trifft es den nächsten Club: Das Rosi's muss zum Ende des Jahres schließen. Nur wenige hundert Meter vom RAW-Gelände in Friedrichshain entfernt, ist es der Treffpunkt für Fans des Drum'n'Bass. Auch wer gerne zu Techno, Indie Pop und Rock tanzen geht, kommt in dem zweistöckigen Club regelmäßig auf seine Kosten. Und den in der Berliner Clubszene quasi obligatorischen Außenbereich mit Holzbänken und Lichterketten à la Sisyphos und Club der Visionäre muss man in der Revaler Straße 29 auch nicht missen.
Nach 15 Jahren Party heißt es bald tote Hose und Totenstille
Doch mit Technobeats und Partymeute ist ab Ende Dezember 2018 Schluss, das bestätigte einer der drei Gesellschafter des Clubs dem Tagesspiegel. Dann heißt es auf dem Gelände nach 15 Jahren tote Hose und Totenstille – bis dort Umbauarbeiten beginnen. Die Feierlocation soll Bürogebäuden mit Gewerbeflächen im Erdgeschoss und zugehöriger Tiefgarage weichen. Das Gelände in der Revaler Straße 29 wurde an eine Erbengemeinschaft verkauft, wie der Gesellschafter des Rosi's mitteilte.
Wann die Bauarbeiten losgehen, steht noch nicht fest. Das Bezirksamt Kreuzberg-Friedrichshain hat einen Antrag auf Vorbescheid bestätigt und somit die Bebauung des Areals abgesegnet, teilt Sara Lühmann, Sprecherin des Baustadtrats Florian Schmidt, mit. Bald soll das Bebauungsplanverfahren folgen. Bis erste bauliche Veränderungen sichtbar werden, dürfte es also noch eine Weile dauern.
Dass es das Rosi's treffen würde, war abzusehen, zumal der Standort gerade so nicht zum „Erhaltungsgebiet Boxhagener Straße“ zählt. Der aktuelle Mietvertrag, der Ende 2013 geschlossen wurde, läuft nun aus. Schon bevor die Inhaber des Rosi's diesen unterzeichneten, war klar, dass keine Aussicht auf Verlängerung bestehen würde. Der Verkauf des Areals war zu dem Zeitpunkt schon abgewickelt.
"Bis zum Ende des Jahres müssen wir uns eben was anderes suchen"
Dass Nachtclubs in (ehemaligen) Partykiezen wie Friedrichshain-Kreuzberg und Prenzlauer Berg zunehmend verdrängt werden, zeichnet sich seit mehreren Jahren ab: 2010 musste der Magnetclub schließen, der daraufhin an die Oberbaumbrücke zog. Im Jahr 2015 war auch dort Schluss. Das Icon und der Traditionsschuppen Knaack-Klub im Prenzlauer Berg mussten ebenfalls dichtmachen. Im Jahr 2013 war der Morlox-Club in Friedrichshain an der Reihe. In diesem Jahr ging das Clubsterben mit der Schließung des Bassy und Jonny Knüppel weiter.
„Bis zum Ende des Jahres müssen wir uns eben was anderes suchen, das ist wirklich traurig“, sagte eine Mitarbeiterin des Rosi's. „Wirklich viel ist da nicht zu machen. Am RAW-Gelände haben sie zumindest etwas Glück, da sollen die Clubs teilweise noch erhalten bleiben“, meint ihr Kollege.
Damit bezieht er sich auf das Mischkonzept, das für das 8800 Quadratmeter große Party- und Freizeitareal an der Warschauer Brücke geplant ist. Seit die Besitzer des RAW-Geländes im Jahr 2015 wechselten, herrscht Uneinigkeit zwischen Neubesitzern, Anwohnern und Nutzern über die Zukunft des Geländes. Also wurde im März dieses Jahres ein Bürgerdialog ins Leben gerufen.
Die Bewohner des Kiezes fühlen sich durch feiernde Touristen immer mehr gestört, klagen über den Lärm, Drogendealer und die Müllberge auf den Straßen. Die Betreiber der Clubs fürchten hingegen, die einmalige Atmosphäre auf dem früheren Reichsbahnausbesserungswerk könnte dahinschwinden, soziokulturelle Projekte müssten kommerziellen weichen. Und die neuen Eigentümer hätten gern eine Mischung aus feiern und arbeiten, aus Clubs und Bürogebäuden.
Ob die Betreiber des Rosi's an anderer Stelle wiedereröffnen werden, wissen sie noch nicht. An der Revaler Straße 29 heißt es in Zukunft jedenfalls: arbeiten statt feiern.