Berlin: „Arm, aber sexy“: Wowereit warb in London für Berlin
Regierender lockte Unternehmer und traf Amtskollegen Livingstone
„So kleine Arbeitsplätze, das könnte ich meinen Mitarbeitern nicht zumuten“, wunderte sich Klaus Wowereit, der am Mittwoch bei seinem Blitzbesuch in London auch den Amtssitz seines Kollegen Ken Livingstone aufsuchte. Dabei ist das Londoner Rathaus praktisch neu – „eine klare Kopie der Reichstagskuppel“, merkte der Regierende Bürgermeister an. Überhaupt wundert sich der Berliner über die Bescheidenheit in der Partner-Weltstadt. Er kam, um mit dem Motto „Arm, aber sexy“ für seine Stadt zu werben. Aber auch in London liegen die öffentlichen Gelder nicht auf der Straße, stellt er fest: „Wir haben viele Dinge, die sich andere gar nicht leisten würden – London leistet sich keine drei Opern.“
Ehrliche Offenheit war Wowereits Marketing-Strategie, als er vor Londoner Unternehmern des britischen Industrieverbands CBI Standortwerbung machte. Nach dem Abendessen mit Fisch und Schweinefleisch pries er Berlin als „Tor zum Osten“. Er sprach von den maroden Finanzen und wirtschaftlichen Strukturen, die man nicht gerade als gesund bezeichnen könne. Aber Berlin sei eine junge, „unfertige Stadt“ an, in der man mitmischen könne. Auch seien noch billige Grundstücke zu haben. Und er mahnte die Londoner Unternehmer, sich mit Investitionen zu sputen: „Das Leben bestraft die, die zu spät kommen.“
Beim Fachgespräch tauschten die beiden Bürgermeister Erfahrungen über Reformpolitik und demonstrierende Studenten aus. Wowereit informierte sich über die Londoner Straßenmaut und war voller Bewunderung für den politischen Mut, mit dem Livingstone den Londonern umgerechnet 8 Euro für die Fahrt in der Innenstadt abknöpft. „Das hätte ich mich nicht getraut.“
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