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Am Himmel über Berlin. 118 Meter hoch ist das Hochhaus Upper West am Bahnhof Zoo.
© Maurizio Gambarini/dpa

Stadtplanung: Architekt schlägt Ring aus Hochhäusern für Berlin vor

25 Standorte für den Neubau von 150-Meter-Hochhäusern will Architekt Tobias Nöfer ausweisen. Sie könnten an Verkehrsknoten rund um die Innenstadt stehen.

25 Standorte für gut doppelt so viele Hochhäuser in Berlin hat der Architekt Tobias Nöfer in einem Leitbild für die Verdichtung der Stadt vorgeschlagen. Nöfer baut die Türme „Max und Moritz“ im Stadtteil Friedrichshain und schlägt einen systematischen Neubau hoch in den Himmel ragender Türme vor. Damit will er eine Debatte über die Hochhauskultur in der Stadt anstoßen. Das Thema ist aktuell und steht auf der Agenda der kommenden Legislatur, weil Berlin seit einigen Jahren rasant wächst.

„Wo der S-Bahn-Ring auf die großen Magistralen stößt, schlagen wir ein Cluster von 25 Hochhausstandorten vor“, sagt Nöfer. Die Bauflächen an den urbanen Kreuzungspunkten von Auto- und Schienenverkehr sollen verhindern, dass zusätzlicher Verkehr in der Innenstadt entsteht.  Der Ring aus 150 Meter hohen Türmen mache die „Größe der Stadt“ begreifbar. Die Bauten sollen einen Kreis um die Innenstadt bilden, wobei von jedem Turm alle anderen gleich hohen sichtbar würden. Der Hochhausplan diene außerdem dazu, dass in Berlin nicht wie bisher Türme nach dem Zufallsprinzip oder nach politischer Gunstbezeugung an beliebigen Orten in die Höhe ragen.

Die Regeln werden immer wieder aufgeweicht

Eigentlich sollte die Traufhöhe-Regelung bisher einem unkontrollierten Wachstum in die Höhe vorbeugen: Demnach durften Häuser maximal rund 22 Meter oder fünf Geschosse hoch sein, hinzu kamen ein oder zwei Staffelgeschosse unterm Dach. Doch zuletzt häuften sich Ausnahmeregelungen nicht nur an designierten Hochhausstandorten wie dem Alexanderplatz, sondern etwa auch am Breitscheidplatz. Außerdem gab es immer wieder Bestrebungen, auch anderswo Hochhausprojekte durchzusetzen: im Tiergarten in der Nähe der Internationalen Bau Ausstellung 1957 und auch im Gebiet der Media-Spree.

Diese Aufweichungen des Regelwerkes sind durchaus im Sinne von Bausenator Andreas Geisel, der ebenso wie die Immobilienwirtschaft Berlin in die Höhe wachsen lassen will.

Damit aber nicht jeder, der politischen Einfluss nehmen kann, eine Baugenehmigung erhält, schlägt Nöfer einen „robusten Plan“ vor, den man gegen Begehrlichkeiten verteidigen könne. Dazu soll ein „Ring aus Hochhäusern“ dienen – dort, wo innere und äußere Stadt aufeinandertreffen. Eine Freigabe der Höhenbegrenzung werde diesen Standorten einen Entwicklungsschub verleihen. Am Innsbrucker Platz zum Beispiel, am Südkreuz oder auch am Heidelberger Platz seien Türme möglich. Zumal Hochhäuser dort auf weniger Gegenwehr und Protest stoßen dürften, weil die Bauflächen gewerblich genutzt und der Schatten neuer Türme allenfalls auf Straßen oder Gleise fallen würde.

Hochhausbauten sollen vor allem auch wirtschaftlich sein

„Um Wildwuchs zu verhindern, braucht es ein gesamtstädtisches Hochhauskonzept“, sagt auch Katrin Lompscher, Sprecherin für Stadtentwicklung der Linken-Fraktion. „Ich bin sehr dafür über ein Hochhauskonzept zu sprechen.“ Darin müssten Leitlinien für die Gestaltung und für die Aufteilung der entstehenden Flächen auf Wohn- und Gewerbenutzung festgelegt werden. Ähnlich äußerte sich die Fraktionschefin der Grünen Antje Kapek: Neben „Gestaltungsvorgaben“ müsse sichergestellt werden, dass Hochhausbauten wirtschaftlich sind. Wie München solle auch Berlin die Höhe begrenzen und an einigen Standorten Turmbauten komplett ausschließen. Den Bau an Verkehrsknotenpunkten findet Kapek richtig, wobei sie eine „vernünftige ÖPNV-Anbindung“ bei jedem Neubauquartier als „wichtige Planungsgrundlage“ ansieht.

Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, die in diesem Amt als gesetzt gilt, falls das Bauressort auch im neuen Senat an die SPD geht, hatte die Erarbeitung eines Hochhausplanes zu den Aufgaben in der kommenden Legislatur gezählt, „wenn der Druck groß genug ist“. In Zürich habe sie in ähnlicher Funktion ein solches „Leitbild“ erarbeitet.

Das Forschungsinstitut Bulwiengesa hatte in einer Studie Berlin „sowohl hinsichtlich der Projektzahl als auch bezüglich der zu realisierenden Hochhauswohnungen an Platz 1“ im bundesweiten Vergleich der Städte mit den meisten Hochhausprojekten gestellt. Allein im vergangenen Jahr seien sechs Hochhäuser fertiggestellt worden – 19 weitere Vorhaben seien in Planung. Dabei wurden hier ausschließlich Wohntürme berücksichtigt.

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