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Die Kurfürstenstraße ist Schauplatz des bekanntesten Straßenstrichs Berlins.
© Kai-Uwe Heinrich

Straßenstrich auf der Kurfürstenstraße: Anwohner werden zu Prostitution im Kiez befragt

Mit einer Umfrage will der Bezirk Mitte herausfinden, was die Bewohner um die Kurfürstenstraße stört. Bezirksbürgermeister Von Dassel fordert klare Regeln für Sexarbeiter.

Von Laura Hofmann

Es tut sich was im Kiez am bekanntesten Straßenstrich Berlins. Rund um die Kurfürstenstraße beklagen Anwohner schon lange Sex in der Öffentlichkeit, Prostituierte, die in der Nähe von Kitas Verkehr anbieten, gebrauchte Kondome auf der Straße, Fäkalien.

Der Bezirk Mitte führt jetzt mit der Universität Potsdam eine Befragung durch, um herauszufinden, was die Kiezbewohner in ihrer Nachbarschaft alles stört. Das teilte der Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) am Donnerstag mit. Auf einer Skala von eins bis fünf können Bürger unter anderem ankreuzen, wie sehr sie sich durch Lärm, „Ansprache durch Sexarbeitende“, Müll, Drogen oder Baustellen beeinträchtigt fühlen. Ab heute werden die 6100 Briefe in den Kiez rund um den Straßenstrich verschickt, bis Ende Februar muss die Teilnahme an der Umfrage erfolgen, das geht auch Online.

Die Straße zwischen Mitte und Schöneberg war schon in den 20er Jahren Rotlichtviertel, in den 70ern war sie für Mädchenprostitution bekannt, heute werden dort sexuelle Dienstleistungen in der großen Mehrheit von osteuropäischen Frauen angeboten. Der Sex ist hier vergleichsweise billig.

100.000 Euro für ein Platzmanagement

Zwischen Lützowplatz und Potsdamer Straße, neben Pornokinos und Französischem Gymnasium, entstehen im Lützowkiez aber auch schicke Eigentumswohnungen. Und viele Familien leben in immer noch recht günstigen Mietswohnungen – die Lage ist kaum zu schlagen.

Dass das Miteinander dieser verschiedensten Menschen Probleme birgt, ist seit Jahrzehnten bekannt, viel wurde politisch gefordert, zuletzt hatte sich von Dassel im Sommer mit dem Ruf nach einer Sperrzone hervorgetan. Sein Vorstoß wurde abgeschmettert: Keine Partei im Abgeordnetenhaus möchte die Sexarbeit vor Ort gänzlich verbieten.

Auch die Bezirksverordneten in Mitte stimmte gegen ihren eigenen Bürgermeister, stellte aber 100.000 Euro für ein Platzmanagement bereit. Wo das Geld hinfließt, entscheidet sich anhand der Ergebnisse der Umfrage.

Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel
Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel
© Sophia Kembowski/dpa

Um die Straßenprostitution doch noch einzudämmen, fordert von Dassel seinen Parteikollegen, Justizsenator Dirk Behrendt, jetzt auf, einen Mindestabstand festzulegen, den Prostituierte, die Sex anbieten, zu Kinder-und Jugendeinrichtungen einhalten müssen. Für einen solchen Vorstoß gebe es auch in Berlin wohl eine Mehrheit.

De facto eine Sperrzone

Das neue Prostituiertenschutzgesetz ist hier schwammig: Es verbietet zwar das Angebot von Prostitution in der Nähe solcher Stätten, ohne genauer zu definieren, welche Entfernung hier gelten muss. Von Dassel hält hundert Meter für einen angemessenen Radius. Käme diese klare Festlegung, wäre ein großer Teil des Rotlichtviertels de facto eine Sperrzone.

Unsicherheit schafft das neue Gesetz auch bei in Privatwohnungen betriebenen Bordellen. Die müssten nach der neuen Rechtslage eigentlich verboten werden, weil sie nicht den Sicherheitsanforderungen entsprechen. Von Dassel fordert vom Land nun Ausführungsvorschriften, die es den Sexarbeitern erlauben, weiterhin Zuhause Sex anbieten zu können. „Sonst gehen die auch auf die Straße.“

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