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Dauerkonflikt. Seit diesem Foto von 2007 hat sich die Schlossstraße stark verwandelt - aber um die angrenzende Treitschkestraße gibt es weiter Streit.
© Thilo Rückeis

Steglitz: Anwohner stimmen über Umbenennung der Treitschkestraße ab

Nach langjährigem politischen Streit sollen nun die Anwohner der Steglitzer Treitschkestraße die Vorentscheidung darüber treffen, ob diese umbenannt wird. Am Montag begann das Bezirksamt mit der schriftlichen Bürgerbefragung.

Die schwarz-grüne Zählgemeinschaft in der BVV hatte die Anwohnerbefragung im September beschlossen. Die Straße trägt den Namen des Historikers Heinrich von Treitschke (1834 bis 1896). Er war einst maßgeblich am „Berliner Antisemitismusstreit“ beteiligt und prägte den Satz „Die Juden sind unser Unglück“, der später von den Nationalsozialisten und deren Hetzblatt „Der Stürmer“ aufgegriffen wurde. In den Briefen an die Anwohner wird kein möglicher neuer Namensgeber genannt.

Die SPD schlägt den ehemaligen Berliner Bischof und Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kurt Scharf (1902 bis 1990), vor. Dieser war unter anderem auch Pfarrer in der Patmos-Gemeinde an der Treitschkestraße, Ecke Gritznerstraße. Heute gehört die Gemeinde einem Aktionsbündnis zur Straßenumbenennung an, das für den kommenden Sonnabend von 11 bis 16 Uhr einen Aktionstag plant. Dieser soll hinter dem Shoppingcenter „Boulevard Berlin“ stattfinden, mit dem der Straßenteil an der Ecke Schlossstraße inzwischen überbaut ist (www.treitschkestrasse-umbenennen.de).

Die Berliner Grünen kündigten an, man wolle den Anwohnern die Zustimmung erleichtern: Das Bezirksamt werde wichtige Dokumente wie den Personalausweis „unbürokratisch“ und kostenlos ändern, sagte die Landesvorsitzende Bettina Jarasch. Eine Druckerei sponsere den Neudruck von Briefbögen und Visitenkarten. Das Ergebnis der Befragung sei „verbindlich“.

Tatsächlich wäre die Umbenennung aber natürlich erst möglich, nachdem sich die BVV auf einen neuen Namen geeinigt hat. In den vorigen Jahren waren entsprechende Vorstöße vor allem am Widerstand der CDU gescheitert. Mit Rücksicht auf ihre Zählgemeinschaft mit den Christdemokraten stimmten aber auch die Grünen nicht mehr wie einst klar für die Umbenennung. Die Befragung kann also als Kompromiss zwischen beiden Fraktionen gewertet werden.

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