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Die Bäckerei Filou in Kreuzberg.
© Lea Diehl

Gentrifizierung in Kreuzberg: Anwohner kämpfen für Bäckerei "Filou"

Ist in der Bäckerei "Filou" bald der Ofen aus? Nach 20 Jahren soll nun Schluss sein. Sogar die Lokalpolitik beschäftigt sich mit dem Fall.

„Schmeckt, preiswert, nette Bedienung und gleich um die Ecke“, lautet Mirko Neumanns Urteil. Jeden Tag kommt er, wie viele andere Anwohner, in die Kreuzberger Bäckerei „Filou“ an der Reichenberger Straße, Ecke Glogauer Straße. Seit 20 Jahren wird hier gebacken, der Kiez trifft sich bei Kaffee und Croissants zum Frühstück und mittags gibt es hausgemachte Linsensuppe.

Im Juli aber soll das „Filou“ schließen. Dem Inhaber Daniel Spülbeck liegt die Kündigung der britischen Hauseigentümer für seine Räume seit Dezember vor. Manche sehen darin ein Zeichen für die zunehmende Aufwertung des Kiezes. Seine Bäckerei habe sich dem Trend bewusst entzogen, erklärt Spülbeck. Während sich das Viertel mit den steigenden Wohn- und Gewerbemieten verändere, sei sich der Laden treu geblieben. Spülbeck führt die Bäckerei seit 15 Jahren und hat das Konzept von seinem Vorgänger übernommen.

Kundgebung unter dem Motto "fünf vor zwölf"

Die Hausverwaltung wies die Vorwürfe zurück und wollte sich nicht weiter zu dem Vorgang äußern. Seit die Schließung bekannt ist, protestieren die Anwohner: Die Bewohner des Reichenberger Kiez haben im Januar eine Initiative gestartet, um das „Filou“ zu retten. Ein erstes öffentliches Treffen habe bereits stattgefunden, zu dem 150 Interessierte gekommen seien, erklärt der Inhaber. Seitdem läuft eine Unterschriftaktion, am kommenden Sonntag soll nach dem Motto „fünf vor zwölf“ um 11.55 Uhr eine Kundgebung vor dem Café geben.

Auch die Bezirksverordnetenversammlung in Friedrichshain-Kreuzberg will sich jetzt für die Bäckerei einsetzen. In einer am Mittwoch einstimmig beschlossenen Resolution fordert sie die Eigentümer auf, die Kündigung zurückzuziehen und sich nicht vor Gesprächen mit den Betreibern zu verschließen. „Es sind Dinge wie das Filou, die unsere Kieze zu dem machen, was sie sind“, sagte Julian Schwarze von den Grünen. Nur weil die Kündigung nicht gegen das Gesetz verstoße, sei sie noch lange nicht richtig.

Bunte Banner in der Straße

Die Schließung des Familienbetriebs, sagt Daniel Spülbeck, bedeute für ihn und seine Frau das „Existenz-Aus“. Ein vergleichbarer Ladenraum sei in der nahen Umgebung nicht zu finden. Außerdem hänge der Laden an seinen Stammgästen, ein Umzug bedeute für den Besitzer ein kompletter Neustart.

Der Protest in der Nachbarschaft zeigt Spülbecken zufolge vor allem eins: Das „Filou“ ist ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt der Kiez-Gemeinschaft. Dass die Bäckerei den Anwohnern wichtig ist, zeigen auch die bunten Banner an den Häusern der Reichenberger Straße: „Wir wollen, dass Filou bleibt!“, heißt es auf einem Plakat in den Fenstern der Kita Spreesprotte. Und warum, steht da auch: „Weil es lecker ist“ und „weil er mir manchmal Gummibärchen schenkt“.

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